Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(04): 219
DOI: 10.1055/a-2174-0458
Gesellschaftsnachrichten
Mitteilungen der Deutschen Adipositas Gesellschaft

Kongressbericht der Jahrestagung DAG/DGESS 2023

Die 40. Jahrestagung der Deutschen Adipositas- Gesellschaft fand erstmalig in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) statt. Vom 27.09. bis 30.09.23 tagten beide Fachgesellschaften im Herzen von Deutschland, in Gera.

Die Kongresspräsidentinnen Professorin Claudia Luck-Sikorski, Professorin Astrid Müller und Professorin Christine Stroh hatten ein umfangreiches Programm zu den Themen Ernährungs- und Essstörungen, Adipositas und metabolische Chirurgie unter dem Motto „Das breite Spektrum der Ess- und Gewichtsstörungen: Was bleibt - Was kommt – Was ist neu?“ zusammengestellt.

Hochrangige nationale und internationale Referent*innen diskutierten mit über 500 Teilnehmern aktuelle Forschungsbefunde und klinische Fragestellungen zur, Psycho- und Neurobiologie von Ess- und Gewichtsstörungen, Stigmatisierung bei Adipositas, Prävention und Behandlung von Adipositas und Essstörungen (Anorexie, Bulimie und Binge-Eating-Störung), Ess- und Gewichtsstörungen im Kindes- und Jugendalter, Indikation und Komplikationsmanagement bei Adipositaschirurgie, endoskopische Adipositastherapie, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGa) in der Adipositastherapie und bei Essstörungen, Fragen zu Erwerbsunfähigkeit und Berentung bei Adipositas und vieles andere mehr.

Workshops zur Adipositas und metabolischen Chirurgie, zur Ernährung nach Adipositaschirurgie sowie psychologischen Evaluation und anderen Themen leiteten den Kongress ein.

Aus Sicht der metabolischen Chirurgie war ein Highlight die Keynote Lecture des derzeitigen IFSO-Präsidenten Prof. Gerhard Prager aus Wien.

In seinem Vortrag stellte er wesentliche Studien zu den Langzeitergebnissen der metabolischen Chirurgie dar. Hier zeigt sich, dass die Lebenserwartung nach metabolischer Chirurgie wieder ansteigt. Der Einfluss der operativen Therapie auf den Typ-2-Diabetes mellitus sowie die Tumorerkrankungen waren weitere wesentliche Aspekte. Für den Diabetes mellitus belegen Studien eindeutig, dass die Effekte nach metabolischer Chirurgie von der präoperativen Diabetesdauer, der präoperativen Insulinmedikation, dem Alter und dem präoperativem Insulinspiegel abhängen. Eine Remission des Diabetes mellitus bei einer Diabetesdauer von unter 4 Jahren liegt bei nahezu 100 % im Gegensatz zu einer längeren Diabetesdauer.

Ein weiterer Höhepunkt war der von der Christina-Barz-Stiftung geförderte Hauptvortrag zum Thema „Food Addiction“ von Professorin Ashley Gearhardt von der University of Michigan, USA. In ihrem Beitrag fasste sie den aktuellen Kenntnisstand zu diesem transdiagnostischen Konzept zusammen, dass insbesondere bei Menschen mit einer Binge-Eating-Störung, die häufig auch an Übergewicht oder Adipositas leiden, eine Rolle spielt und das in der Behandlung berücksichtigt werden sollte.

Eine zunehmende metabolische Erkrankung der NASH/MASH ist ebenso im Fokus der metabolischen Chirurgie. Die zunehmende Inzidenz der MASH in den USA führt aktuell bereits zu einer höheren Rate an Lebertransplantationen als infolge maligner Erkrankungen.

Studien zu Karzinomerkrankungen zeigen, dass Patienten mit Adipositas ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Tumorerkrankungen besitzen. Diese Studien zeigen auch, dass Patienten, die nach oder vor einer Tumorerkrankung einen metabolisch chirurgischen Eingriff hatten, ein längeres Überleben aufweisen als adipöse Patienten ohne einen metabolisch chirurgischen Eingriff.

In weiteren chirurgischen Sitzungen wurde die aktuelle Datenlage vom europäischen Adipositaskongress in Zürich und vom Kongress in Neapel vorgestellt. Herr Prof. Gerhard Prager berichtete eindrucksvoll von aktuellen Entwicklungen und Aufgaben der IFSO insbesondere in der Erstellung der Leitlinien und von Statements sowie Definitionen.

Endoskopische Methoden halten weiter Einzug in die Adipositastherapie. Neue Methoden der Therapie der Choledocholithiasis wurden ebenso diskutiert wie innovative Techniken.

Herr Dr. Werner aus Frankfurt stellte zudem die aktuelle Situation zum Vorgehen bei adipositaschirurgischen Operationen aber auch zum Einsatz von GLP1-Analoga.

Ein Highlight zum Abschluss war die Round Table Diskussion zu der DMP-Adipositas mit Vertretern der SHG, der Kostenträger, der Kassenärztlichen Vereinigung, Chirurgen, Internisten und Hausärzten.

Der Abschlusstag des Kongresses wurde der Selbsthilfe gewidmet.

Christine Stroh, Gera; Claudia Luck-Sikorski, Gera; Astrid Müller, Hannover



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Article published online:
04 December 2023

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