Laryngorhinootologie 2024; 103(04): 246-247
DOI: 10.1055/a-2165-8617
Referiert und Diskutiert

Kommentar zu „Laryngozele: Machbarkeit transoraler Resektion per CO2-Laser-Inversionstechnik“

Contributor(s):
Martin Burian

*** Eine Laryngozele ist eine seltene Erkrankung mit einer ungefähren Inzidenz von 2,5 pro Million Einwohner im Jahr, deren Behandlung in das Fach der Otorhinolaryngologie fällt. Sie stellt eine Aussackung des Ventriculus laryngis (Sinus Morgagni) dar und kann angeboren oder erworben sein. Wiederholt erhöhter Druck in den oberen Atemwegen, wie er bei z.B. Blechbläsern vorkommt, kann prädisponierend sein. Man kann 3 Arten von Laryngozelen unterscheiden: eine innere, eine äußere und eine kombinierte Laryngozele.

Symptomatisch kann sich eine Laryngozele durch Heiserkeit, Atemnot, Dysphagie oder im Falle von äußeren Laryngozele durch eine Vorwölbung im Bereich der Membrana thyrohyoidea äußern. Verschließt sie sich, kann sie sich mit Schleim füllen und stellt dann eine Laryngomukozele dar. Bei Infizierung entsteht eine Laryngopyozele und es kann sich rasch eine prekäre Atemsituation ergeben.

In der Zeit vor der verbreiteten Anwendung der transoralen mikrolaryngealen Chirurgie (TLM) stellte die Resektion der Laryngozele von außen die Therapie der Wahl dar. Häufig musste zur Sicherung des postoperativen Atemweges eine passagere Tracheotomie angelegt werden, was einerseits die Morbidität erhöhte und andererseits den stationären Aufenthalt verlängerte.

Die beiden Autoren des vorgestellten Artikels beschreiben nun eine endoskopische Technik zur Resektion kombinierter Laryngozelen, die sie „Inversionstechnik“ bezeichnen. Es wird mit dem CO2-Laser die Schleimhaut des kranialen Taschenbandes gespalten, bis man auf die Laryngozele stößt. In weiterer Folge wird vorsichtig die Pseudokapsel der Laryngozele nach medial gezogen und die äußere Laryngozele durch die Durchtrittsstelle in der Membrana thyrohyoidea in das Larynxlumen entwickelt. Es wurden zwischen 1995 und 2020 insgesamt 22 kombinierte Laryngozelen mit dieser Technik behandelt. Eine Tracheotomie war wegen präoperativ aufgetretener Atemnot in einem Fall notwendig. Es gab 2 ernsthafte Komplikationen: eine Blutung und die Bildung eines Granuloms, welches entfernt werden musste. Die Rezidivrate war mit 9 % vergleichbar mit der Literatur.

Die Autoren sprechen auch die Möglichkeit der transoralen Roboterchirurgie (TORS) an. Ähnlich wie bei der Resektion von supraglottischen Tumoren stellt hier die eventuell bessere Darstellbarkeit des OP-Gebietes durch Winkeloptiken und durch vor Ort bewegliche Instrumente einen Vorteil dar. Steht ein Robotersystem zur Verfügung, stellt dies heute eine überlegenswerte Behandlungsalternative dar. Der Großteil der hier vorgestellten Patienten konnte am 1. postoperativen Tag entlassen werden, was der heute geforderten Effizienz entspricht. Trotz allem ist die Möglichkeit einer postoperativen Blutung, auch nach mehr als 24 Stunden postoperativ, gegen den wirtschaftlichen Vorteil eines sehr kurzen Spitalaufenthalts von Fall zu Fall abzuwägen.

Der Artikel beschreibt mit 20 Patienten (22 Laryngozelen) die größte Zahl von Patienten mit kombinierten Laryngozelen, die an einem Zentrum und mit einer Technik behandelt wurden. Die Beschreibung der Technik ist verständlich und einfach und die Ergebnisse hinsichtlich Rezidivrate, Komplikationsrate und Länge des stationären Aufenthaltes beeindruckend.



Publication History

Article published online:
02 April 2024

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