Die Wirbelsäule 2024; 08(04): 242-246
DOI: 10.1055/a-2135-4103
Originalarbeit

Einlage von Wunddrainagen bei offenen thorakolumbalen Spondylodesen

Ergebnisse einer deutschlandweiten UmfrageInsertion of Wound Drainages in Open Thoracolumbar SpondylodesesResults of a Germany-wide Survey
Denis Rappert
1   Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen, Deutschland
,
Alexander Hammer
1   Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen, Deutschland
,
Klaus John Schnake
1   Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen, Deutschland
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Zusammenfassung

Die Umfrage untersuchte die Verwendung von Wunddrainagen nach offenen Wirbelsäuleneingriffen in Deutschland. Von 2400 befragten Teilnehmern der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) und der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) antworteten 441. Diese repräsentierten Praxen und Kliniken unterschiedlicher Größen, wobei fast 30% Oberärzte, leitende Ärzte oder Chefärzte waren.

Die Ergebnisse zeigen, dass die überwiegende Mehrheit (74,9%) der Befragten fast immer eine Wunddrainage einlegt. Diese wird in 98,7% der Fälle subfaszial platziert. Annähernd gleich häufig kommen eine bzw. mehrere Drainagen zur Anwendung, wobei Drainagen mit Sog (64,9%) überwiegen. Die Entscheidung für die Einlage einer Drainage ist heterogen. Der Zeitpunkt des Drainagezugs variiert, wobei die Mehrheit angibt, die Drainage am ersten (40,4%) oder zweiten Tag (63,0%) nach der Operation zu entfernen. Als Kriterium für den Zug wird am häufigsten eine Fördermenge von weniger als 50 ml in 24 Stunden genannt (34,6%). Bei Duraverletzung wird im Allgemeinen auf einen Sog verzichtet (64,8%). In Bezug auf die Effekte von Wunddrainagen herrscht Uneinigkeit. Während die Mehrheit (81,6% bzw. 73,4%) der Meinung ist, dass Drainagen Hämatome verhindern bzw. neurologische Defizite reduzieren können, wurden die Fragen nach einer erhöhten Wundinfektionsrate (73,4%), einem höheren Blutverlust (72,9%) und einer gesteigerten Wahrscheinlichkeit für die Verabreichung postoperativer Blutprodukte (85,9%) negativ beantwortet.

Diese Umfrage mit 441 Teilnehmern ist die größte in deutschsprachigen Ländern. Obwohl Drainagen bei Fusionsoperationen üblich sind, variieren die Praktiken stark und die Evidenz für ihre Wirksamkeit bleibt unklar. Eine Standardisierung des Einsatzes von Drainagen und weitere Forschung zu deren Auswirkungen auf die Ergebnisse sind für eine bessere klinische Praxis erforderlich.

Abstract

The survey investigated the use of wound drains after open spinal surgery in Germany. Of 2400 participants from the German Spine Society (DWG) and the Spine Section of the German Society for Orthopaedics and Trauma Surgery (DGOU), 441 responded, representing practices and clinics of various sizes, with almost 30% being senior physicians or chief physicians.

The results show that the vast majority (74.9%) of respondents almost always use wound drainage. This is placed subfascially in 98.7% of cases. One or more drains are used almost equally frequently, with drains with suction (64.9%) predominating. The decision to insert a drain is heterogeneous. The timing of drain removal varied, with the majority stating that the drain was removed on the first (40.4%) or second day (63.0%) after the operation. The most common criteria for removal was a drainage volume of less than 50 ml in 24 hours (34.6%). Suction is generally not used for dural injuries (64.8%). There is disagreement regarding the effects of wound drains. While the majority (81.6% and 73.4%) believe that drains can prevent hematomas or reduce neurological deficits, the questions about an increased wound infection rate (73.4%), higher blood loss (72.9%) and an increased usage of postoperative blood products (85.9%) were answered negatively.

This survey with 441 participants is the largest in German-speaking countries. Although drains are common in fusion surgery, practices vary widely and the evidence for their effectiveness remains unclear. Standardization of drain use and further research on their impact on outcomes are needed to improve clinical practice.



Publication History

Article published online:
03 September 2024

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