Radiopraxis 2024; 17(03): 108
DOI: 10.1055/a-2110-2889
Buchrezension

Hervorragende Biografie und ein fesselndes Porträt

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Das Buch „Wilhelm Conrad Röntgen – Die Geburt der Radiologie“ bietet einen Einblick in das Leben und die Entdeckungen eines der bedeutendsten Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts. Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten Röntgenstrahlen, revolutionierte die medizinische Diagnostik und legte den Grundstein für die moderne Radiologie.

Das Werk von Gerd Rosenbusch und Annemarie de Knecht-van Eekelen ist ein knapp 180 Seiten starkes Werk, welches den Leser auf eine Reise durch Röntgens Leben, von seiner Kindheit und Ausbildung in den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland bis hin zu seinem bahnbrechenden Experiment im Jahr 1895, welches zur Entdeckung der Röntgenstrahlen führte, mitnimmt.

Das Buch beginnt zunächst mit einer direkten Rückblende auf den Abend des 8. November 1895 und damit der Entdeckung, mit der der Großteil der Menschheit Wilhelm Conrad Röntgen verknüpft.

Bevor wir mehr über W. C. Röntgen selbst erfahren, finden auch einige weitere bedeutende Mediziner, wie zum Beispiel René T.H. Laennec, Hermann Helmholtz und Rudolf L.C. Virchow einen Platz. Die Kunst der Diagnostik begann schließlich schon weit vor der Entdeckung der X-Strahlen.

„Die Geburt der Radiologie“ ist in sechs Kapitel untergliedert. Beginnend mit der frühen Kindheit Röntgens, einer sehr detaillierten Beschreibung seines Familienlebens und den späteren Umzügen aufgrund seiner Ausbildung folgen Kapitel zu seiner Studienzeit und seiner Lehrtätigkeit. Dabei wird deutlich, wie sehr Röntgen der Schweiz verbunden war, jedoch zumeist in Deutschland arbeitete, lehrte und forschte.

Es folgen Kapitel, welche sich insbesondere mit privateren Anteilen Röntgens Leben beschäftigen. Wir lernen Röntgen sowohl als sozial verbundenen Freund und Ehemann, wie auch passionierten Naturliebhaber kennen. Dies steht im Kontrast zu dem allgemeineren Bild der komplizierten und schroffen Persönlichkeit, die man Röntgen nachsagte. Erst im fünften Kapitel wird die Entdeckung der X-Strahlen thematisiert und verdeutlicht zum einen, welch enorme Aufmerksamkeit dieser Entdeckung zuteil wurde, aber auch in welche Konflikte Röntgen mit seinen Kollegen geriet.

Röntgen wird zunehmend eine Popularität zuteil, welche nur schwer mit seinem ruhigen und zurückhaltenden Wesen vereinbar war. Kurz vor der Verleihung des Nobelpreises für Physik wurde er zum Professor für Physik an der Universität München ernannt. Hier lehrte er zwei Jahrzehnte.

Melancholie zeigt sich zu Zeiten des Ersten Weltkrieges und dem Tod seiner Frau Bertha, in der Röntgen sich zunehmend zurückzieht, vereinsamt und durch den Krieg sein Vermögen verliert.

Gerd Rosenbusch und Annemarie de Knecht-van Eekelen gelingt es, nicht nur die wissenschaftlichen Aspekte von Röntgens Arbeit zu beleuchten, sondern auch sein persönliches Leben und seine Motivationen zu erforschen.

Beeindruckend einfach lesen sich selbst komplexere wissenschaftliche Konzepte, was das Buch nicht nur für Fachpublikum interessant macht, sondern genauso zugänglich für alle Interessierten an W. C. Röntgen. Die Autoren vermittelt dem Leser ein tiefgreifendes Verständnis für die Bedeutung von Röntgens Entdeckung und ihre Auswirkungen auf die Medizin und Gesellschaft. Dabei spürt man die Leidenschaft der beiden an Medizingeschichte und wissenschaftlicher Entwicklung.

Weiterhin beleuchtet das Buch aber auch die Kontroverse um Röntgens Persönlichkeit und seinen Umgang mit seiner Entdeckung. Es wird sich nicht gescheut auch die dunklen Seiten von Röntgens Charakter zu beleuchten, was dem Buch Tiefgang verleiht.

„Wilhelm Conrad Röntgen – Die Geburt der Radiologie“ beeindruckt mit akribischer Recherche und fundierten Analysen. Leidenschaftlich wirkt es aber insbesondere, da die Menschlichkeit hinter der wissenschaftlichen Leistung in den Vordergrund gestellt wird. Die Lektüre fesselt auf eine besondere Art, insbesondere dann, wenn man ein beruflich geprägtes Interesse an der Person W. C. Röntgen hegt. Selbst wenn man glaubt ein fundiertes Wissen zu besitzen, so lehrt einen dieses Buch bedeutend mehr. Nur ein Bruchteil dieser Informationen wird den meisten Lesern bekannt sein und so ergibt sich ein spannendes Bild derjenigen Person, die hinter einer großartigen Entdeckung steht.

Fazit

Insgesamt ist Gerd Rosenbuschs und Annemarie de Knecht-van Eekelens Buch eine hervorragende Biografie, die Wilhelm Conrad Röntgens erstaunliche Leistungen angemessen würdigt und gleichzeitig ein fesselndes Porträt eines der größten Wissenschaftler seiner Zeit liefert. Es ist ein absolutes Muss für alle, die sich für die Geschichte der Medizin und die Entwicklung der modernen Wissenschaft interessieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. September 2024

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