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DOI: 10.1055/a-2079-4488
Internationale Studienergebnisse

Vestibuläre Hypofunktion – Blickfolgen vermeiden
Schwindel gehört zu den häufigsten Leitsymptomen, nicht nur in der Neurologie. Die Diagnose ist Voraussetzung, um die richtige Therapie einzuleiten. Die APTA (American Physical Therapy Association) veröffentlichte 2016 eine Leitlinie zur Behandlung der PVH (periphere vestibuläre Hypofunktion) und aktualisierte sie letztes Jahr.
Das Foschungsteam um Courtney Hall suchte in sechs verschiedenen Datenbanken nach Metaanalysen, systematischen Reviews, RCTs, Kohortenstudien, Fall-Kontrollstudien und Fallserien. Insgesamt schlossen die Wissenschaftler*innen 76 Studien ein. 35 Studien kamen seit 2015 durch die Aktualisierung hinzu. Die Autor*innen sprechen in ihrer Leitlinie 10 Empfehlungen aus, die sie abhängig von ihrem Evidenzlevel I–V in Empfehlungsgrade A–D einteilen.
Ein Drittel ...
... der amerikanischen Erwachsenen leidet schätzungsweise unter einer vestibulären Dysfunktion.
Für die vestibuläre Rehabilitation mit Physiotherapie spricht die Leitlinie für alle Formen (akut, subakut, chronisch, unilateral und bilateral) eine starke Empfehlung aus. Vermeiden sollte man jedoch das Training isolierter sakkadischer und gleichmäßiger Blickfolgen (starke Empfehlung). Ein Training zur Blickstabilisierung mit Heimtrainingsprogramm wird dagegen empfohlen. Es besteht moderate Evidenz für eine spezifische Zielsetzung. Statisches und dynamisches Gleichgewichtstraining täglich durchzuführen empfehlen die Autor*innen mit moderater Evidenz und schwachem Empfehlungsgrad. Die genaue Dosierung variiert je nach der vorliegenden Form der PVH. Die Therapie kann abgesetzt werden, wenn die Betroffenen ihre individuellen Ziele erreicht haben (moderate Empfehlung).
Die Autor*innen geben an, dass sich ihre Leitlinie nur auf PVH bezieht. Die Empfehlungen für zentral bedingten Schwindel oder Schwindelformen nicht objektivierter Ursachen könnten anders ausfallen.
Fazit für die Praxis
Schwindel wird sehr häufig, teils auch als Begleiterkrankung, von Patient*innen angegeben, insbesondere von Senior*innen. Für uns Physiotherapeut*innen gilt es daher die Diagnose sowohl im Austausch mit den behandelnden Ärzt*innen als auch über geeignete Assessments zu sichern.
ls
J Neurol Phys Ther 2022; 46: 118–177


Publication History
Article published online:
14 July 2023
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Georg Thieme Verlag KG
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