Notaufnahme up2date 2024; 06(04): 381-403
DOI: 10.1055/a-2074-6912
Spezielle Notfälle

Onkologie in der Notaufnahme

Authors

  • Max-Felix Häring

  • Sina Beer

  • Aileen Schenk

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Aufgrund der steigenden Lebenserwartung nehmen Tumorerkrankungen zu. Viele Patienten erhalten ihre Therapien ambulant. Sowohl Chemotherapie-assoziierte Komplikationen als auch die Grunderkrankung selbst können damit zu Vorstellungen in der Notaufnahme führen. Dieser Artikel, der insbesondere auch Katheter-assoziierte Aspekte bei Tumorpatienten beinhaltet, soll diese essenziellen, jedoch oft übersehenen Aspekte beleuchten und Notaufnahmepersonal eine Hilfestellung in der Akutversorgung von onkologisch bezogenen Notfällen bieten.

Kernaussagen
  • Die häufigste Indikation für die Anlage von Portkathetern sind Chemotherapien bei Krebspatienten. Da Portnadeln über mehrere Tage belassen werden können und sowohl Medikamentengaben als auch Blutentnahmen möglich sind, werden Patienten dadurch vor allem im stationären Setting häufige Venenpunktionen erspart.

  • Steriles Arbeiten und die korrekte Punktion des Katheters sind essenziell für den Erhalt der Funktionalität des Katheters und für die Vermeidung von Komplikationen.

  • Fieber in Neutropenie muss bis zum Beweis einer nicht infektiösen Ursache intravenös antibiotisch behandelt werden. Hier sind patientenspezifische Faktoren wie Allergien, bekannte Resistenzen sowie Leber- und Nierenfunktion zu berücksichtigen.

  • Das Ausmaß der Thrombopenie korreliert nicht zwangsläufig mit dem Blutungsrisiko. Die Indikation zur Thrombozytentransfusion muss in Abhängigkeit der (vermuteten) Grunderkrankung und der Schwere der Blutung gestellt werden.

  • Krebspatienten sind besonders gefährdet für thromboembolische Ereignisse. Ein begleitend erhöhtes Blutungsrisiko, beispielsweise im Rahmen der Grunderkrankung oder bei Thrombopenien, erfordert häufig individuelle Konzepte zur Antikoagulation.

  • Die Tumorlyse ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit und fachmedizinische Betreuung erfordert. Bei einer adäquaten Behandlung ist die Prognose sehr gut.

  • Viele Patienten mit chronischer DIC bei Krebserkrankung sind asymptomatisch und weisen lediglich labordiagnostische Hinweise auf eine geringgradige Gerinnungsaktivierung und Fibrinolyse auf. Kein einzelner Labortest kann die Diagnose allein bestätigen oder ausschließen. Die Diagnose wird durch eine Kombination klinischer und laborchemischer Befunde gestellt.

  • Die Therapie der Hyperkalzämie sollte unter ärztlicher Aufsicht und im stationären Setting erfolgen. Eine unbehandelte Hyperkalzämie kann lebensbedrohlich sein.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. Oktober 2024

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