Zusammenfassung
Hintergrund Nicht nur die Schwere der Verletzung, sondern auch
bio-psycho-soziale Faktoren haben einen Einfluss auf gesundheitsbezogene
Lebensqualität und soziale Teilhabe nach schweren muskuloskelettalen
Verletzungen.
Methode Multizentrische prospektive Längsschnittstudie mit
Nacherhebungszeitraum bis zu 78 Wochen nach Entlassung aus der
stationären unfallchirurgisch-orthopädischen Rehabilitation bei
Patienten mit schweren muskuloskelettalen Verletzungen. Die Datenerfassung
erfolgte mittels eines umfassenden Assessment-Tools. Lebensqualität
wurde mit dem EQ-5D-5L erfasst, die Arbeitsfähigkeit mittels
Selbstangaben der Patienten und einer Abfrage bei Kostenträgern.
Analysen zum Zusammenhang zwischen Lebensqualität und
Arbeitsfähigkeit, zur Veränderung der Lebensqualität im
Verlauf im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung und multivariate
Analysen zur Prädiktion der Lebensqualität wurden
durchgeführt.
Ergebnis Von 612 Studienteilnehmern (444 Männer (72,5%);
M=48,5 Jahre; SD 12,0) kehrten 78 Wochen nach Entlassung aus der
stationären Rehabilitation 502 (82,0%) an den Arbeitsplatz
zurück. Die Lebensqualität verbessert sich im Verlauf der
Rehabilitationsmaßnahme im Mittel deutlich von 50,18 auf 64,50 (visuelle
Analogskala des EQ-5D-5L) und im weiteren Verlauf geringfügig auf 69,38
zu 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären Rehabilitation. Der
EQ-5D Index liegt unter den Normwerten der Allgemeinbevölkerung. 18
Aspekte zur Prädiktion der Lebensqualität 78 Wochen nach
Entlassung aus der Rehabilitation wurden selektiert. Unter anderem haben
Ruheschmerz und der Verdacht auf eine Angststörung bei Aufnahme einen
sehr starken Effekt auf die Lebensqualität. Auch Kontextfaktoren wie
Therapien nach der Akutversorgung und Selbstwirksamkeit haben einen Effekt auf
die Lebensqualität 78 Wochen nach Entlassung aus der stationären
Rehabilitation.
Schlussfolgerung Bio-psycho-soziale Faktoren haben einen großen
Einfluss auf die langfristige Lebensqualität Unfallverletzter. Bereits
bei der Entlassung aus der Akutklinik und mehr noch zu Beginn der
stationären Rehabilitation können entscheidende Weichen gestellt
werden, um eine bestmögliche Lebensqualität für die
Betroffenen zu erreichen.
Abstract
Summary Background Not only the severity of an injury, but also
bio-psycho-social factors affect health-related quality of life and
participation in social life after severe musculoskeletal injuries.
Methods Multicentre prospective longitudinal study with follow-up up to 78
weeks after discharge from inpatient trauma rehabilitation. Data were collected
using a comprehensive assessment tool. Quality of life was assessed using the
EQ-5D-5L, return to work by patients’ self-reports and routine data of
health insurances. Analyses of the association between quality of life and
return to work, change over time in quality of life compared to the general
German population and multivariate analyses to predict quality of life were
conducted.
Result Of 612 study participants (444 men (72.5%); M=48.5
years; SD 12.0), 502 (82.0%) returned to work 78 weeks after discharge
from inpatient rehabilitation. Quality of life improved during rehabilitation
treatment from 50.18 to 64.50 (mean of visual analogue scale of EQ-5D-5L) and
slightly to 69.38 78 weeks after discharge from inpatient trauma rehabilitation.
EQ-5D index was below the values of the general population. In total, 18 factors
were selected to predict quality of life 78 weeks after discharge from inpatient
trauma rehabilitation. Among others, pain at rest and suspected anxiety disorder
at admission had a very strong effect on quality of life. Contextual factors
such as therapies after acute care and self-efficacy also had an effect on
quality of life 78 weeks after discharge from inpatient rehabilitation.
Conclusion Bio-psycho-social factors affect long-term quality of life of
patients with musculoskeletal injuries. Already at the time of discharge from
acute treatment and even more at the beginning of inpatient rehabilitation,
decisions can be made in order to achieve the best possible quality of life for
those affected.
Schlüsselwörter Traumarehabilitation - Outcome - Lebensqualität - Arbeitsfähigkeit - Internationale
Klassifikation der Funktionsfähigkeit - Behinderung und Gesundheit
Key words Trauma rehabilitation - outcome - quality of life - return to work - international
classification of functioning - disability and health