Die vorliegende dritte Ausgabe 03/23 der Fortschritte der Neurologie
Psychiatrie behandelt u. a. eine Thematik, die in der Akzeptanz
sowie Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie in der Medizin, aber auch in der
alltäglichen Entscheidungssituation von „entscheidender“
Bedeutung ist – der Fähigkeit zum Zweifel. Karl Jaspers (1965)
spricht hier in Abgrenzung pathologischer Zwangsphänomene von einem
„besonnenen Abwägen der Gründe, das zu Unentschiedenheit
führt, die als ein psychologisch einheitliches Urteil erlebt wird“
[1]. Kritische Rationalität, das
Prüfen und Abwägen mit sind Voraussetzung von Entscheidungen im
Alltag, deren Richtigkeit sich – intuitiv oder systematisch getroffen
– in der Praxis sehr schnell erweisen kann. In der wissenschaftlichen
Medizin ist dieses Verfahren in der evidenzbasierten Medizin zur aufwendigen
wissenschaftlichen Subdisziplin entwickelt, die mittels systematischer
Literaturrecherche, -auswertung und Konsensfindung sowie geprüfter
Empfehlungen zur Bewertung und zum Einsatz möglichst treffgenau wirksamer
und nebenwirkungsarmer neuer Therapieverfahren, Versorgungsmöglichkeiten
oder anderer Innovationen mit entsprechenden „Leitlinien“
beiträgt.