Krankenhaushygiene up2date 2024; 19(01): 10
DOI: 10.1055/a-2005-9717
Studienreferate

Kommentar zu Händehygieneadhärenzdaten: Auf den Beobachter kommt es an!

Contributor(s):
Sebastian Schulz-Stübner

Die Studie bestätigt die Hypothese der Autoren, dass sich die Adhärenzraten der Händehygiene bei Beobachtung durch Peers von denen durch Nicht-Peers unterscheidet. Die Unterschiede waren trotz der sehr hohen Adhärenzraten noch statistisch signifikant.

Bisher wurden unterschiedliche Strategien vorgeschlagen, um Beobachtungsfehler von Handhygieneprogrammen zu reduzieren, einschließlich elektronischer Überwachungssysteme, unterschiedliche Gewichtung der Beobachtungen je nach Beobachter und die Durchführung unabhängiger Datenvalidierungsverfahren.

Elektronische Überwachungssysteme können Verzerrungen bei der Beobachtung, – wie den Hawthorne-Effekt – reduzieren, aber sie sind teuer in der Umsetzung und erfordern das Mitführen eines elektronischen Systems, können Datenschutzbedenken hervorrufen und sind ebenfalls nicht frei von systematischen Fehlern oder technischen Schwierigkeiten, die das Vertrauen in ihre Berichte untergraben. Doppelte Überwachung (Vieraugenprinzip) und unabhängige Audits sind alternative Strategien zur Bewertung der Zuverlässigkeit von Beobachtungen durch trainierte Mitarbeiter, sind zugleich aber personal- und zeitaufwändig.

Entscheidend bei der Surveillance der Händehygieneadhärenz ist es daher, die bestehenden Schwächen des jeweiligen Systems zu kennen und bei der Bewertung der Daten zu berücksichtigen und auch klar zu formulieren. Der Empfehlung der Studienautoren, nur Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen zu vergleichen, ist dabei unbedingt zuzustimmen, setzt aber im Surveillance-Alltag eine klare Erfassung, ob es sich um eine Peer- oder Nicht-Peer-Beobachtung handelte, voraus.

In jedem Fall erscheint es sinnvoll, nicht nur auf Masse der Beobachtungen zu setzen, sondern differenzierte, qualitativ hochwertige Beobachtungen anzustreben (z.B. differenzierend bei der Art der aseptischen Tätigkeiten), um auch edukative Potentiale zu nutzen. Dies wird beispielsweise bereits in den Beobachtungsbögen der Aktion Saubere Hände (ASH) (https://www.aktion-sauberehaende.de/fileadmin/ash/user_upload/pdf/messmethoden/2_Beobachtungsbogen_Compliance_erweitert_aseptisch_01.2017.pdf) und den Hinweisen zur Beobachtung der Compliance der ASH berücksichtigt [1].



Publication History

Article published online:
20 March 2024

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