Rofo 2023; 195(07): 586-596
DOI: 10.1055/a-2005-0206
Review

Die ABER-Position bei der direkten MR-Arthrografie der Schulter: Sinnvolle Ergänzung oder Verschwendung von Messzeit?

Article in several languages: English | deutsch
Sebastian Altmann
Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, Germany
,
Florian Jungmann
Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, Germany
,
Tilman Emrich
Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, Germany
,
Thomas Jezycki
Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, Germany
,
Karl-Friedrich Kreitner
Department of Diagnostic and Interventional Radiology, University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Die direkte MR-Arthrografie in ABER-Position (ABER-MRA) ist ein viel diskutiertes und nicht unumstrittenes Thema. Ziel der Arbeit ist die Aufarbeitung der soweit zugänglichen Studien über den Einsatz der ABER-MRA, um über eine Expertenmeinung hinausgehende Indikationsgebiete klarer definieren zu können.

Methode Für die für diese Übersicht durchgeführte Literaturrecherche wurden die zugänglichen Datenbanken von Cochrane Libary, Embase und Pubmed auf folgende Suchbegriffe überprüft: „shoulder MRA, ABER“, „MRI ABER“, „MR ABER“, „shoulder, abduction external rotation MRA“, „abduction external rotation MRI“ und „ABER position“. Inkludiert wurden sowohl prospektive als auch retrospektive Studien mit einer arthroskopischen oder offen operativen Korrelation nicht später als 12 Monate nach der MRA. Stichtag für die Datenerhebung war der 28.02.2022. 16 Studien mit insgesamt 724 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien: 10 Studien zu anterioren Instabilitäten, 3 Studien zu posterioren Instabilitäten und 7 Studien zu Pathologien der Rotatorenmanschette (einige Studien mehrfach berücksichtigt).

Ergebnisse Die Anwendung der ABER-MRA zur Abklärung des anteroinferioren labroligamentären Komplexes führte zu einer signifikanten Zunahme der Sensitivität verglichen mit der Standard-MRA (81 % versus 92 %, p = 0,001) bei gleichbleibend hoher Spezifität (96 %). Die ABER-MRA zeigt eine hohe Sensitivität (89 %) und Spezifität (100 %) zur Abklärung von SLAP-Läsionen und ist in der Lage, Mikroinstabilitäten bei Überkopfathleten zu detektieren. Mit Blick auf Verletzungen der Rotatorenmanschette kann keine Verbesserung von Sensitivität oder Spezifität durch Hinzuziehung der ABER-MRA erzielt werden.

Schlussfolgerung Die Datenlage über den diagnostischen Zugewinn der direkten MR-Arthrografie in ABER-Position ist nach wie vor limitiert. Bei einem Evidenzlevel C ist ihr Einsatz zur Klärung einer Pathologie des anteroinferioren labroligamentären Komplexes sinnvoll. Für die Beurteilung des posterosuperioren Labrums sowie die Beurteilung der Rotatorenmanschette kann die MRT in ABER-Position, insbesondere für die Beurteilung von SLAP-Läsionen sowie für die Bestimmung des Rupturausmaßes sinnvoll sein, stellt jedoch immer noch eine Einzelfallentscheidung dar.

Kernaussagen:

  • Die MR-Arthrografie in ABER-Position führt zu einer signifikanten Verbesserung der Sensitivät im Nachweis von Läsionen des anteroinferioren labroligamentären Komplexes.

  • Bezüglich Läsionen der Rotatorenmanschette führt die MR-Arthrografie in ABER-Position zu keiner Verbesserung von der Sensitivität und Spezifität.

  • Die MR-Arthragrafie in ABER-Position kann hilfreich sein im Nachweis von SLAP-Läsionen und einer Mikroinstabilität bei Überkopfsportlern.

Zitierweise

  • Altmann S, Jungmann F, Emrich T et al. ABER Position in Direct MR Arthrography of the Shoulder: Useful Adjunct or Waste of Imaging Time?. Fortschr Röntgenstr 2023; 195: 586 – 596



Publication History

Article published online:
02 March 2023

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