Zusammenfassung
Hintergrund Die Inanspruchnahme der Notfallversorgung unterliegt durch den
demografischen Wandel Veränderungen. Das Einsatzaufkommen zwischen den
Jahren 2000 und 2017 stieg jährlich um 4 bis 6%. Studien zeigen
den Zusammenhang der Inanspruchnahme mit Alter und regionalen Strukturen. In
dieser Querschnitt-Studie werden die Inanspruchnahme der bodengebundenen
Notfallrettung in Sachsen-Anhalt analysiert und assoziierte Faktoren
identifiziert.
Methode In Abrechnungsdaten der AOK Sachsen-Anhalt aus dem Jahr 2019,
wurden Einsätze mit bodengebundenen Rettungsmitteln bei in
Sachsen-Anhalt wohnenden Versicherten identifiziert und eingeschlossen. Zur
Berechnung der Inzidenzrate wurde die Versichertenzeit aller in Sachsen-Anhalt
wohnenden AOK-Versicherten herangezogen. Für die multivariable Analyse
der assoziierten Faktoren wurde ein Poisson-Regressionsmodell angepasst.
Ergebnisse Identifiziert wurden 112 575 Rettungseinsätze;
durchschnittlich 1,53 Einsätze je Person bzw. 149,6 je 1000
Versichertenjahre. Eine stationäre Krankenhausbehandlung erfolgte bei
53,2% der Notfallpatient*innen und ambulante
Krankenhausbehandlungen bei 37,1%. Vielfahrer*innen beanspruchen
14,6% der Einsätze. Die höchsten Inzidenzraten haben
Personen mit Pflegebedürftigkeit und hohem Alter. Auch nach Adjustierung
war zudem das Risiko für die Inanspruchnahme eines Rettungseinsatzes bei
Männern sowie in halbstädtische und städtische Regionen
(im Vergleich zu ländlichen Regionen) höher.
Schlussfolgerung Die Inanspruchnahme ist in der untersuchten Kohorte
höher, als im Vergleich mit anderen Studien. Der hohe Anteil
nicht-stationärer Krankenhausbehandlungen und Behandlungen vor Ort,
sowie der deutliche Zusammenhang der Inanspruchnahme mit
Pflegebedürftigkeit und Alter bieten mögliche
Anknüpfungspunkte für Interventionen zur Entlastung der
Rettungsdienste.
Abstract
Background Utilization of emergency care is subject to demographic
changes. In Germany, there was an increase of 4% to 6% annually
between the years 2000 and 2017. Studies revealed that age and regional
structures were related to utilization. The aim of this cross-sectional study
was to analyze utilization of pre-hospital emergency medical services in
Saxony-Anhalt and to identify associated factors.
Method Based on data from the AOK Saxony-Anhalt for 2019, transportation
with ground ambulances of insured persons living in Saxony-Anhalt were
identified and recorded. Insured time of all AOK insured persons living in
Saxony-Anhalt was used to determine incidence rates. For the multivariate
analysis of associated factors, a Poisson regression model was adapted.
Results 112,575 transportations of patients were identified; an average of
1.53 events per person or 149.6 per 1,000 person years. Inpatient hospital
treatment was provided for 53.2% of emergency patients and outpatient
hospital treatment for 37.1%. Frequent users represented 14.6%
of the events. The incidence rate was highest for older persons and those with
care dependency. In addition, the risk of using emergency services was higher
among men and in suburban and urban regions (compared with rural regions), even
after adjustment.
Conclusions Utilization is higher in the cohort studied compared to that
found in other studies. The high proportion where inpatient hospital treatment
is not necessary, as well as the clear association with care dependency and age,
offer possible angles of approach for interventions to relieve the burden on
emergency services.
Schlüsselwörter
Notfallrettung - Rettungsdienst - Inanspruchnahme - Abrechnungsdaten - Querschnittsstudie
Key words
Emergencies - Emergency Medical Service - Retrospective Studies - Administrative Claims
- Utilization - Cross-Sectional Studies