Z Orthop Unfall 2024; 162(03): 289-295
DOI: 10.1055/a-1957-6140
Übersicht

Berufliche Belastung als möglicher Risikofaktor für einen Rotatorenmanschettenschaden - Systematisches Review und Meta-Analyse

Artikel in mehreren Sprachen: deutsch | English
Greta-Linn Diener
1   Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Eisenach, Deutschland
,
Gunter Spahn
1   Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Eisenach, Deutschland
2   Klinik für Unfall,- Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitatsklinikum Jena, Jena, Deutschland (Ringgold ID: RIN39065)
,
Gunther O Hofmann
3   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, Deutschland
4   Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, BG Kliniken Bergmannstrost, Halle, Deutschland
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Zielstellung Im September 2021 wurde vom „Ärztlichen Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten“ beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) die Empfehlung ausgesprochen, Läsionen der Rotatorenmanschette durch berufliche und langjährige Überschulterarbeit, repetitive Bewegungen, Tragen und Heben von schweren Lasten und Hand-Arm-Schwingungen (Vibration) als Berufskrankheit anzuerkennen. Um ein genaueres Verständnis über den Zusammenhang zwischen beruflichen Risikofaktoren und Schäden der Rotatorenmanschette zu erlangen, wurde in einer systematischen Literaturrecherche deren Einfluss auf die Entstehung von Schäden an der Rotatorenmanschette der Schulter untersucht und anhand dieser Ergebnisse die Empfehlung des BMAS eingeordnet.

Material und Methode Mithilfe einer systematischen Literaturrecherche wurde in den Datenbanken PubMed, Cochrane und Web-of-Science nach Arbeiten gesucht, die sich mit beruflicher Schulterbelastung und damit einhergehenden Schulterbeschwerden beschäftigten. Als Risikofaktoren wurde der Einfluss von Überkopfarbeit, repetitiver Arbeit, Vibration und Tragen und Heben von schweren Lasten untersucht.

Ergebnisse 58 Studien wurden im Volltext gelesen, wovon 13 Studien in die Metaanalyse inkludiert wurden. Alle untersuchten Risikofaktoren zeigten einen signifikanten Zusammenhang auf, wobei die stärkste Dosis-Wirkungs-Beziehung für die Risikofaktoren „Überkopfarbeit“ und „repetitive Arbeit“ gefunden wurde: Einfluss von Überkopfarbeit: 2,23 (95%-KI 1,98–2,52), Einfluss von repetitiver Arbeit: 2,17 (95%-KI 1,92–2,46), Einfluss von Vibration: 1,59 (95%-KI 1,13–2,23), Heben und Tragen von schweren Lasten: 1,57 (95%-KI 1,15–2,15).

Schlussfolgerung Zwar konnte in unserer Studie für alle 4 untersuchten Risikofaktoren ein signifikanter Effekt nachgewiesen werden, jedoch ist aufgrund der unzureichenden Menge an verfügbaren Studien mit qualitativ hochwertigem Studiendesign und unzureichender pathophysiologischer Erklärung für die Entstehung eines Rotatorenmanschettenschadens bei diesen mechanischen Tätigkeiten nach derzeitigem Stand ein Zusammenhang nicht sicher nachweisbar.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 01. Juni 2022

Angenommen nach Revision: 26. September 2022

Artikel online veröffentlicht:
06. Dezember 2022

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