Handchirurgie Scan 2023; 12(03): 201-214
DOI: 10.1055/a-1940-1962
CME-Fortbildung
Komplexe Verletzungen und Rekonstruktionen

Explosions- und pyrotechnische Verletzungen an der Hand

Stefan Weber
,
Martin Franz Langer
,
Matthias Frank
,
Frank Eichenauer

Explosions- und pyrotechnische Verletzungen sind seltene Verletzungen mit meist schwerwiegenden Folgen. Ein grundlegendes Verständnis zu Explosionsmechanismen und resultierenden Verletzungsmustern soll helfen, betroffene Patienten adäquat zu untersuchen und zu behandeln bzw. die Weiterleitung in ein spezialisiertes Zentrum zu veranlassen. Gute Kenntnisse der Versorgungsstrategien und des perioperativen Managements von der Primärversorgung hin zur plastischen Rekonstruktion sind dafür entscheidend.

Kernaussagen
  • Explosions- und pyrotechnische Verletzungen der Hand sind seltene Verletzungen mit oft schwerwiegenden Folgen für den Betroffenen.

  • Explosionen führen zu thermomechanischen Kombinationsverletzungen mit hitzebedingten Verbrennungen und druckbedingter Zerstörung des Gewebes.

  • In Abhängigkeit der Exposition der Hand gegenüber dem Sprengkörper resultieren stereotype Verletzungsmuster.

  • Die Indikation zur Operation ist großzügig zu stellen, wobei avaskuläre Gliedmaßen mit Aussicht auf eine Revaskularisation und Verletzungen bei Kindern eine hochdringliche Operationsindikation darstellen.

  • Oberste Priorität der Primärversorgung hat das sorgfältige chirurgische Débridement.

  • Der Hautverschluss darf nicht unter Spannung erfolgen, dem temporären Wundverschluss ist Vorzug zu geben.

  • Revisionsoperationen sind häufig erforderlich und sollten bereits bei der primären Planung antizipiert werden.

  • Die Vermeidung narbenbedingter Kontrakturen ist höchst relevant für den Erhalt einer guten Funktion der verletzten Hand. Freie Lappenplastiken sollten großzügig zur Erreichung dieser Ziele indiziert werden.

  • Perioperativ haben frühzeitige Handtherapie und begleitende Psychotraumatologie einen hohen Stellenwert.

  • Aufgrund der Komplexität der Verletzungen, der erforderlichen Primär- und insbesondere der Sekundäreingriffe als auch des perioperativen Managements sollte bei unzureichender Erfahrung frühzeitig die Verlegung in ein spezialisiertes Zentrum erwogen werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. September 2023

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