Zusammenfassung
Einleitung Bei einer „floating-hip“-Verletzung handelt es sich um eine seltene, in der Behandlung
komplexe Fraktur, die das Becken und das ipsilaterale Femur betrifft. Daten und
Studien zu diesem Thema sind immer noch spärlich. Die optimale Strategie für die chirurgische
Behandlung und damit die daraus resultierende Behandlungsqualität ist nach wie vor
umstritten;
häufig wird eine „Femur-first“-Strategie bevorzugt. Methoden Retrospektiv wurden Patienten mit einer Beckenfraktur untersucht, die zwischen 2003
und 2017 im Level-I-Traumazentrum der
Universität Tübingen behandelt wurden. Patienten mit einer zusätzlichen ipsilateralen
Femurfraktur wurden in diesem Kollektiv identifiziert. Wir verglichen die Qualität
der Behandlung von
Beckenfrakturen zwischen „floating-hip“- und „non-floating-hip“-Beckenfrakturen. Ergebnisse Proximale Femurfrakturen traten bei Beckenringfrakturen häufiger auf (n = 16) als
bei
Azetabulumfrakturen (n = 1). „Floating-hip“-Verletzungen treten bei jüngeren polytraumatisierten
männlichen Patienten häufiger auf. Beckenfrakturen bei „floating-hip“-Verletzungen
werden
häufiger operiert (62,8% vs. 39,1%; p = 0,003) und der klinische Verlauf ist signifikant
länger (27,8 ± 19,3 vs. 19,9 ± 23,1 Tage; p < 0,001). Die Qualität der Behandlung
der
Beckenfraktur, gemessen an Morbidität (18,6% vs. 14,6%; p = 0,610) und Mortalität
(7,0% vs. 2,6%; p = 0,108), zeigt jedoch keine Unterschiede. Schlussfolgerung Verletzungsschwere und
Komplexität der Beckenfraktur sind bei „floating-hip“-Verletzungen signifikant höher,
ohne jedoch die resultierende Behandlungsqualität zu beeinträchtigen. Eine
„Femur-first“-Behandlungsstrategie wird von uns und in der Literatur bevorzugt. In
einem Flussdiagramm werden dementsprechende Algorithmen für die Notfallbehandlung
und die endgültige
Versorgung vorgeschlagen.
Schlüsselwörter
“floating hip” - Acetabulumfraktur - Beckenringfraktur - Femurfraktur - Femur first
Behandlungsstrategie