Allgemeine Homöopathische Zeitung 2023; 268(01): 32-35
DOI: 10.1055/a-1911-3665
Buchbesprechungen

Von der Urangst zur Verbundenheit

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Andreas Tilch: Von der Urangst zur Verbundenheit: Streptokokkinum – der homöopathische Wegbereiter. Herbolzheim: Similimum; 2022, kt., 367 S., Preis: 32,90 €, ISBN: 978-3-930256- 05-1

Bei diesem Buch handelt es sich um eine der wenigen Neuerscheinungen aus dem Bereich der Homöopathie. Dem Verlag ist dafür zu danken, in dieser schwierigen Zeit einen solchen Schritt zu wagen. Das Werk dürfte aber auf breites Interesse stoßen, so wurde beim Kongress in Münster nach dem Vortrag von Andreas Tilch über dieses Thema ausführlich diskutiert.

Der Autor, Jahrgang 1963, hat nach eigenen Angaben in den letzten 7 Jahren über 1000 Patienten mit dieser noch wenig bekannten Arznei behandelt.

Tilch kam über ein Seminar von Jayesh Shah auf diese selten verordnete Nosode. Shah schreibt im Vorwort, dass es sich um sein „Lieblingsmittel handelt, wenn nichts funktioniert“. Seine Tätigkeit in der Praxis teilt er in eine „Zeitrechnung vor Streptokokkinum und danach, die Streptokokkinum-Zeitenwende“ ein. Gerade bei nicht gut laufenden Behandlungen kann der Autor damit verblüffende Erfolge beobachten.

Mit der Zeit wagte er sich an immer höhere Potenzen und häufigere Gabenwiederholungen; die Verordnung der Arznei erfolgt „jenseits von individueller Anamnese und Mittelwahl, wie sie die Homöopathie eigentlich voraussetzt“.

Es wird nicht mit Superlativen bei der Wirkung dieser Nosode in diesem Buch gespart; helfen soll es wie ein „Breitspektrum-Homöopathikum“ für viele unterschiedliche Krankheiten, seien diese körperlicher, psychischer oder geistig-seelischer Natur.

Interessant ist auch die Herstellung der Arznei. Hier ist die Handschrift von Jürgen Becker zu erkennen, dem ersten Lehrer des Autors. Die ersten 5 Potenzierungsschritte erfolgen durch Handverreibung; die ursprüngliche Arznei wird ab der 1. Potenzstufe flüssig zubereitet. Die Wirkungsweise dieser beiden Potenzierungen soll sich deutlich unterscheiden.

Ob es zu dieser Nosode eine Arzneimittelprüfung im herkömmlichen Sinn gibt, konnte ich nicht herauslesen. Es werden jedoch 3 Prüfberichte, dabei handelt es sich um Träume und deren Deutung, angeführt.

Am Bucheinband ist folgende Zusammenfassung, die den Inhalt gut wiedergibt, zu lesen:

„Die Ähnlichkeitsbeziehung, aufgrund derer Streptokokkinum Türen öffnen und Wege ebnen kann, ist überindividuell und setzt an der Wurzel unseres ‚Betriebssystems‘ an: den Urängsten vor dem Leben in einer als unsicher und bedrohlich erlebten Umgebung. – Dies als Folge des Geburtstraumas, das jedem Menschen unbewusst innewohnt und als unterschwelliger ‚Störfaktor‘ unsere Lebenserfahrung in einengender Weise prägt. Streptokokkinum kann helfen – so die Erfahrung mit der Behandlung vieler Patienten –, dass aus Sorgen Gelassenheit wird, aus Angst Mut, aus Hin- und Hergerissensein Klarheit usw. Streptokokkinum kann helfen, unser Inkarnations-Geburtstrauma zu lösen, um das Leben in neuer, ungeahnter Lebensqualität zu erfahren.“

Das Buch beginnt mit einem detaillierten Inhaltsverzeichnis. Es zeichnet sich durch viele Fallbeispiele aus, die ausführlich dargestellt und analysiert werden. Am Ende berichtet der Autor noch über einige Patientenfeedbacks.

Fazit: Beschäftigt man sich mit diesem Buch, dann könnte man glauben, dass es sich bei Streptococcinum wirklich um ein Wundermittel handelt. Dies bedarf einer Überprüfung in der Praxis.

Bernhard Zauner



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Article published online:
17 January 2023

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