Zusammenfassung
Das Prinzip der passiven Immunisierung ist seit dem 19. Jahrhundert bekannt und
wird auch bei aktuellen Pandemien als Ansatz zur Prophylaxe und Therapie
eingesetzt. Der Schutz wird hierbei übertragen durch Blut, Serum oder
Plasma, welche Immunglobuline gegen spezifische Krankheitserreger,
Bakterientoxine oder sonstige Antigene enthalten, sowie durch aus Humanplasma
industriell aufgereinigte Immunglobuline. Die aktuell verwendeten
Reinigungsverfahren für Immunglobuline aus Humanplasma beruhen auf der
von Edwin J. Cohn entwickelten Fraktionierung von Plasma. Zur Gewinnung von
Immunglobulinen mit hohen Antikörpertitern gegen spezifische Antigene,
sogenannte Hyperimmunglobuline, muss zunächst Hyperimmunplasma gezielt
von ausgewählten Spendern gewonnen werden. Diese Spender haben
erhöhte Antikörpertiter gegen spezifische Krankheitserreger,
Bakterientoxine oder sonstige Antigene, wenn sie im Rahmen einer vorangegangenen
Infektion natürlich immunisiert wurden, einen zugelassenen Impfstoff zur
Immunisierung erhalten haben oder gezielt zum Zweck der Plasmaspende immunisiert
wurden. Aktuell sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Hyperimmunglobulinprodukte für verschiedene Anwendungen im Patienten
zugelassen, von denen die meisten aus humanem Blutplasma gewonnen werden. Um die
Herstellung der Produkte und damit letztlich die Behandlung der Patienten
gewährleisten zu können, werden resiliente Lieferketten
benötigt. Hierzu bedarf es unter anderem Änderungen in den
Rahmenbedingungen für die Spenderimmunisierung in Deutschland.
Abstract
The concept of passive immunization has been known since the 19th century and is
also used in current pandemics as an approach to prophylaxis and therapy.
Protection is conferred by blood, serum or plasma containing immunoglobulins
against specific pathogens, bacterial toxins or other antigens, as well as by
immunoglobulins industrially purified from human plasma. The currently used
purification methods for immunoglobulins from human plasma are based on the
fractionation of plasma developed by Edwin J. Cohn. To obtain immunoglobulins
with high antibody titers to specific antigens, so-called hyperimmunoglobulins,
hyperimmune plasma must first be obtained from selected donors. These donors
have elevated antibody titers against specific pathogens, bacterial toxins or
other antigens if they have been naturally immunized as part of a previous
infection, have received an approved vaccine for immunization or have been
specifically immunized for the purpose of plasma donation. Currently,
hyperimmunoglobulin products are approved in Germany, Austria and Switzerland
for various applications in patients, most of which are derived from human blood
plasma. Resilient supply chains are needed to ensure the manufacture of the
products and ultimately the treatment of patients. This requires, among other
things, changes in the framework for donor immunization in Germany.
Schlüsselwörter
Hyperimmunplasma - passive Immunisierung - Hyperimmunglobuline - Plasma - Review
Key words
hyperimmune plasma - passive immunization - hyperimmunglobulin - plasma - review