Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Situation gesunder Kinder und Jugendlicher, deren Geschwister chronisch erkrankt sind und ein geschwächtes Immunsystem haben, hat im Kontext der Pandemie neue Dimensionen erreicht: Während wieder Normalität im Sinne der Begegnung mit vielen Menschen erprobt wird, leben manche Familien notwendigerweise weiterhin zurückgezogen. Der umstrittene Begriff der Schattenkinder für Kinder, die im Schatten ihrer Geschwister heranwachsen, die zurückstecken müssen, weil ein Geschwister besonders viel Fürsorge benötigt, ist medial zum Begriff der Schattenfamilien ausgeweitet: Familien mit Kindern mit sehr sensiblem Immunsystem leben weiter in Sorge um deren Gesundheit. Sie wissen, dass die gesunden Geschwister notwendigerweise an der wiedergekehrten Normalität teilhaben sollten, und möchten ihnen eine möglichst normale Kindheit ermöglichen. Sie stehen vor dem Dilemma, die psychische Gesundheit der Geschwisterkinder abwägen zu müssen mit der potenziellen Gefahr für das erkrankte Kind, sollte ein Geschwister an Corona erkranken.

Neben innerfamiliären Ausgleichsversuchen erweist es sich als sinnstiftend, die gesunden Kinder und Jugendlichen aktiv in ihrem Bewältigungshandeln zu unterstützen, sie zu entlasten, zu vernetzen und über Möglichkeiten zu informieren. Unser Schwerpunktthema beschäftigt sich damit, welche Möglichkeiten es dafür gibt, wie es den Kindern und Jugendlichen – unabhängig von der Pandemie – ergeht und was für sie getan werden kann. Es ist möglich, etwas zu tun, und Teil des Tuns ist es, die Familien zu verstehen und ihnen offen zu begegnen.

Ihre

Katrin S. Rohde

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Article published online:
08 August 2022