OP-Journal 2022; 38(02): 144-145
DOI: 10.1055/a-1865-0906
Mitteilungen aus der AO

Bericht Reisestipendium AO Trauma Deutschland

Emmanouil Liodakis

Zeiträume/Reiseziele/Betreuer:

14.01.–30.01.2022: Department of Trauma and Orthopaedic Surgery, Leeds General Infirmary, Leeds Teaching Hospitals NHS Trust, UK (Prof. P. Giannoudis)

05.02.–13.02.2021: Orthopaedic Trauma Unit, University General Hospital of Heraklion (PAGNI), University of Crete, Greece (Prof. T. Tosounidis)

Nach erfolgreicher Bewerbung für ein Reisestipendium der AO Trauma Deutschland war ein Aufenthalt 2021 bei Prof. Giannoudis in Leeds geplant. Selbst für einen kurzen Aufenthalt in einer NHS-Klinik ist der bürokratische Aufwand groß. Kurz vor Beginn der Reise nach England wurde diese jedoch aus Pandemiegründen abgesagt. Prof. Giannoudis empfahl, die Reise nach Leeds um 1 Jahr zu verschieben und im Jahr 2021 bei Prof. Tosounidis an der Universitätsklinik Kreta in Griechenland zu hospitieren. Hier werden aufgrund des großen Einzugsgebietes mehr als 70 Azetabulumosteosynthesen pro Jahr durchführt. Die Kommunikation mit Prof. Tosounidis verlief unkompliziert und extrem schnell. Der „Trauma Load“ zum Zeitpunkt des Besuchs war sehr hoch und obwohl ich dort nur 1 Woche geblieben bin, konnte ich bei mehreren Becken- und Azetabulumeingriffen assistieren. Die Arbeitsatmosphäre war entspannt und zu jeder Zeit gab es die Möglichkeit, sich nach Tipps und Tricks zu erkundigen.

Im Jahr 2022 war das Reisen nach England für geimpfte und getestete Personen wieder möglich. Als ich in Leeds ankam, hat mich Prof. Giannoudis vom Flughafen abgeholt, mir die Uniklinik und mein Apartment im Studentenwohnheim gezeigt. Prof. Giannoudis und sein Team betreuen seit vielen Jahren internationale Ärzte und diese Erfahrung konnte man spüren. Das ganze Team war immer freundlich und professionell. Da Prof. Giannoudis selber mehrfach in Hannover gewesen ist, hat er nach unseren Behandlungskonzepten gefragt.

Das Trauma Department von Leeds ist das zweitgrößte in England. Jeden Tag sind allein für traumatologische Eingriffe 4 Säle (1. „Major Trauma“, 2. „Minor Trauma“, 3. „Hip Fractures“, 4. „Spine“) in Betrieb. In diesen Sälen werden keine elektiven Eingriffe durchgeführt. An den Tagen, an denen keine Becken- oder Azetabulumeingriffe stattgefunden haben, habe ich mit den „Research Fellows“ kooperiert und an den Forschungsmeetings teilgenommen. Die Intensität, mit der Forschung hier gemacht wird, ist beeindruckend. Prof. Giannoudis ist trotz >650 Publikationen und einem h-Index >116 weiterhin akademisch hochaktiv. Im Forschungszimmer war zu jeder Tages- und Nachtzeit Licht. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit habe ich in kürzester Zeit 2 Arbeiten geschrieben, die bereits als Publikation eingereicht wurden.

Am Ende des Reisestipendiums wurde ich als Instruktor beim jährlichen Becken- und Azetabulumkurs im März in Leeds eingeladen. Dort durfte ich 3 Vorträge halten und zusammen mit anerkannten Beckenexperten den Kadaverkurs leiten.

Zusammenfassend hat das AO-Reisestipendium nicht nur meine Erwartungen erfüllt, sondern übertroffen. Ich nahm an mehreren Beckenoperationen teil, die von Prof. Giannoudis (vgl. [Abb. 1]) und Prof. Tosounidis durchgeführt wurden. Beide Chirurgen waren besonders geschickt und erfahren. Die Tipps, die mir gegeben wurden, sind unbezahlbar und fanden direkt Anwendung im Operationssaal. Ich bin mir sicher, dass dieses Reisestipendium der Beginn einer langjährigen fruchtbaren Kooperation werden wird.

Text: Professor Emmanouil Liodakis

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Abb. 1 Professor Peter Giannoudis (links) und Professor Emmanouil Liodakis unmittelbar postoperativ.


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Article published online:
07 July 2022

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