Zusammenfassung
Hintergrund In der Primärversorgung treten Leberwerterhöhungen häufig als Zufallsbefund in Erscheinung.
Neben der Beachtung von Symptomen ist für eine effektive Abklärung entscheidend, welche
Leberwerte als Indikatoren einbezogen und wann Patient*innen zur weiterführenden Diagnostik
überwiesen werden. Ebenso kommt es auf eine geregelte Zusammenarbeit zwischen haus-
und fachärztlicher Versorgungsebene an. Bislang fehlt es für den deutschsprachigen
Raum an belastbaren Erkenntnissen über den Status quo hinsichtlich der Abklärung (unklarer)
Leberwerterhöhungen im niedergelassenen und hausärztlichen Bereich. Der Überblicksartikel
komprimiert die Bilanz einer explorativen Studienreihe, deren Ziel darin bestand,
eine Bestandsaufnahme hinsichtlich des Status quo der hausarztbasierten Diagnostik
(unklar) erhöhter Leberwerte zu leisten. Aus den Ergebnissen werden Ansatzpunkte einer
Optimierung abgeleitet.
Methodik Zwischen 2017 und 2021 wurden 4 schriftliche Befragungen von Hausärzt*innen und gastroenterologischen
Fachärzt*innen in verschiedenen Bundesländern durchgeführt. Die vorliegende Studienbilanz
diskutiert die Gesamtbefunde komprimiert auf übergeordneter Ebene, geht jedoch auch
auf spezifische Befunde ein.
Ergebnisse Mit Blick auf Abklärung erhöhter Leberwerte zeigen sich diverse Herausforderungen
und Problematiken. So ziehen Hausärzt*innen stark unterschiedliche Laborparameter
heran (95% γ-GT, 65% AST, 63% ALT), die sich in verschiedenen Clustern bündeln. Im
Fall erhöhter Leberwerte präferiert eine Mehrheit der Hausärzt*innen ein kontrolliertes
Zuwarten (66%), macht allerdings im Alltag oft aufgrund von diagnostischen Unsicherheiten
von direkten Überweisungen zu Spezialist*innen Gebrauch (40%). In der Zusammenarbeit
mit gastroenterologischen Fachärzt*innen bestehen aus hausärztlicher Sicht Schnittstellenprobleme,
die u.a. mit der im Vorfeld geleisteten Abklärung sowie dem Überweisungszeitpunkt
einhergehen. Sowohl Haus- als auch Fachärzt*innen erachten die Einführung eines evidenzbasierten
Diagnosealgorithmus als wichtigen Ansatz für die Verbesserung der Früherkennung sowie
eine bessere Koordination zwischen den Versorgungsebenen (80% bzw. 85%).
Diskussion Es sollte darauf hingewirkt werden, zu einer stärkeren Professionalisierung und Vereinheitlichung
der primärärztlichen Diagnostik beizutragen und die Zusammenarbeit mit gastroenterologischen
Spezialisten besser zu strukturieren. Dazu zählen ein breiteres Angebot von Fortbildungsformaten,
die Entwicklung eines validierten Diagnosepfads und die feste Verankerung einer leberwertassoziierten
Blutuntersuchung im Rahmen des Check-ups. Auch die Entwicklung einer hausarztbasierten
Leitlinie zum Umgang mit erhöhten Leberwerten erscheint ratsam.
Abstract
Introduction In primary care, elevated liver values are often an incidental finding. In addition
to observing symptoms, it is crucial for an effective clarification which liver values
are included as indicators and when patients are referred for further diagnostics.
It also depends on regular cooperation between general practitioner and specialist
care level. So far, there has been a lack of reliable studies for German-speaking
countries on the status quo with regard to the clarification of (unclear) elevated
liver values in primary care. This overview article compresses the balance of an exploratory
series of studies, the aim of which was to take stock of the general practitioner’s
diagnostics of (unclear) elevated liver values. Starting points for optimizing GP
care are derived from the results.
Methods and participants Between 2017 and 2021, four written surveys of general practitioners and gastroenterological
specialists were carried out in different federal states. The present study review
discusses the overall findings in a condensed manner at a higher level, but also deals
with specific findings.
Results When it comes to clarifying elevated liver values, there are various challenges and
problems in general practitioner care. For example, GPs use widely different liver-associated
laboratory parameters (95% γ-GT, 65% AST, 63% ALT) that are bundled in different clusters.
In the case of elevated liver values, the majority of general practitioners prefer
to wait in a controlled manner (66%), but often make use of direct and early referrals
to specialists in everyday practice due to diagnostic uncertainties (40%). When working
with gastroenterological specialists, there are various interface problems, which,
among other things, are associated with the GP’s preliminary clarification and the
time of referral. Both GPs and specialists see the introduction of a structured, evidence-based
diagnostic algorithm as an important approach for improving early detection and better
coordination between the levels of care (80% respective 85%).
Discussion It makes sense to take measures that contribute to the professionalization and standardization
of general practitioner diagnostics and better structure cooperation with gastroenterological
specialists. These include, for example, a broader range of training and advanced
training formats, the development of a validated diagnostic pathway or the permanent
establishment of a liver value-associated blood test as part of the check-up. The
development of a well-founded GP-based guideline for the detection and handling of
elevated liver values also appears advisable.
Schlüsselwörter
Leber - Transaminasen - Hausarzt - Algorithmus - Früherkennung
Keywords
liver - transaminases - general practitioner - primary care - early detection