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DOI: 10.1055/a-1818-9493
Krebsfrüherkennung bei Männern nach der Krebsfrüherkennungsrichtlinie

Für Männer ab 45 Jahren sieht die Krebsfrüherkennungsrichtlinie neben dem für alle Geschlechter ab bereits 35 Jahren empfohlenen Hautkrebsscreening eine Früherkennung von Krebserkrankungen der Prostata und des äußeren Genitales vor. Sie ist Bestandteil des Leistungskataloges der gesetzlichen Krankenversicherung und wird in Informationsmaterialien für Patient*innen wie dem „Vorsorge-Checker“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung beworben [1].
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Die Krebsfrüherkennung für Männer ab 45 Jahren besteht aus einer gezielten Anamnese, einer Inspektion und Palpation von Penis, Skrotum und Leistenregion (inkl. Lymphknoten) sowie einem Abtasten von Teilen der Prostata über den After. Weiterhin sind eine Befundbesprechung und die Dokumentation vorgeschrieben.
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Eine jährliche Untersuchung zur Früherkennung von Krebserkrankungen der Prostata und des äußeren Genitales ab dem Alter von 45 Jahren ist auf Basis der aktuellen Studienlage nicht sinnvoll.
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Sie birgt ein hohes Risiko für einen Schaden durch falsch-positive Befunde und Überdiagnosen, zudem kostet sie wertvolle Zeit.
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Ein positives Nutzen-Schaden-Verhältnis ist nicht belegt und aus methodischen Gründen auch nicht mit ausreichender Sicherheit belegbar.
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Zwar kann die Untersuchung zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet werden und ist Bestandteil der Bonusprogramme vieler Krankenkassen – dies allein sollte jedoch kein Grund für ihre Durchführung sein.
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Auch für die nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abrechenbare Bestimmung des PSA zur Früherkennung des Prostatakarzinoms überwiegt der Nutzen nicht den Schaden.
Schlüsselwörter
Krebsfrüherkennung - Prostatakarzinom - digital-rektale Untersuchung - Männer - ÜberdiagnostikPublikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. November 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literaturverzeichnis
- 1 Kassenärztliche Bundesvereinigung. Der Vorsorge-Checker. Ihr persönliches Präventionsprogramm. 2021 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: https://www.kbv.de/media/sp/kbvFlyerVorsorge.pdf
- 2 Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie/KFE-RL). 2020 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: https://www.g-ba.de/downloads/62–492–2238/KFE-RL_2020–06–18_iK-2020–08–28.pdf
- 3 Verhoeven RHA, Louwman WJ, Koldewijn EL. et al. Scrotal cancer: incidence, survival and second primary tumours in the Netherlands since 1989. Br J Cancer 2010; 103: 1462-1466
- 4 Hakenberg OW, Dräger DL, Erbersdobler A. et al. Diagnostik und Therapie des Peniskarzinoms. Dtsch Ärztebl Int 2018; 115: 646-652
- 5 Hakenberg OW. Prostatakarzinom: Kein harmloser Alterskrebs. Dtsch Ärztebl 2020; 117: 10
- 6 Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF. Leitlinienprogramm Onkologie (S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.1 (AWMF-Registernummer: 021/007OL). 2019 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/021–007OLl_S3_Kolorektales-Karzinom-KRK_2019–01-abgelaufen.pdf
- 7 Naji L, Randhawa H, Sohani Z. et al. Digital Rectal Examination for Prostate Cancer Screening in Primary Care: A Systematic Review and Meta-Analysis. Ann Fam Med 2018; 16: 149-154
- 8 Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF. Leitlinienprogramm Onkologie, S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Langversion 6.2 (AWMF-Registernummer: 043/022OL). 2021 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom/
- 9 Kassenärztliche Bundesvereinigung. Online-Version des EBM. 2022 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: https://www.kbv.de/html/online-ebm.php
- 10 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. IQWiG-Berichte - Nr. 905: Prostatakrebsscreening mittels PSA-Test. Abschlussbericht. 2020 Zugriff am 03. Mai 2023 unter: https://www.iqwig.de/download/s19–01_psa-screening_abschlussbericht_v1–1.pdf
- 11 Kötter T. DEGAM-Praxisempfehlung „Hausärztliche Beratung zu PSA-Screening“. ZFA 2016; 92: 496-499