Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(03): 99-100
DOI: 10.1055/a-1814-7483
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Japanische Enzephalitis in Australien

Das Japanische-Enzephalitis-Virus ist in Südostasien weit verbreitet: Etwa 3 Mrd. Menschen leben in endemischen Gebieten, jedes Jahr gibt es schätzungsweise 68 000 symptomatische Fälle.

Australien dagegen war bisher kaum betroffen – in den vergangenen 10 Jahren meldeten lediglich die dem Northern Territory vorgelagerten Tiwi Islands einen einzelnen autochthonen humanen Fall. Die einzige bekannte humane Infektion auf dem australischen Festland ereignete sich im Jahr 1998 – ebenfalls im äußersten Norden auf der Halbinsel Cape York in Queensland.

Seit Anfang März dieses Jahres wurden nun jedoch bereits 42 humane, vermutlich autochthone Fälle in Australien registriert, 29 hiervon sind bisher labordiagnostisch bestätigt. Landesweit verstarben dieses Jahr bisher 4 Personen an den Folgen der Infektion.

Betroffen ist die gesamte östliche Hälfte des Landes bis weit in den Süden – so meldete allein Victoria, der südlichste Bundesstaat auf dem Festland Australiens, 10 bestätigte sowie 4 weitere wahrscheinliche Fälle. Die übrigen Fälle traten in New South Wales, Queensland und South Australia auf. All diese 4 Bundesstaaten registrierten auch Ausbrüche der Japanischen Enzephalitis in Schweinefarmen – bis Mitte April waren insgesamt 73 Schweineställe betroffen.

Schweine bilden zusammen mit Wildvögeln das Hauptreservoir der Japanischen Enzephalitis, die Übertragung erfolgt durch Mücken. Mit dem Ende der Regenzeit und den sinkenden Temperaturen im nun beginnenden Winterhalbjahr der Südhalbkugel endet auch die typische Mückensaison, sodass die Fallzahlen bereits zurückgehen. Die Zeit wird zeigen, ob das Virus die Winterzeit in Australien überdauern kann und endemisch wird oder ob die Übertragung durch die kälteren Temperaturen nun dauerhaft unterbrochen wird.



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Article published online:
21 June 2022

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