Krankenhaushygiene up2date 2022; 17(02): 141-156
DOI: 10.1055/a-1745-7799
Infektiologie

Erregerlexikon: Bordetella pertussis

Thomas Schwanz

Bordetella pertussis ist der häufigste Erreger des Keuchhustens, dessen klinische Ausprägung altersabhängig und individuell variiert. Die toxinvermittelte Erkrankung ist impfpräventabel, allerdings ist der resultierende Schutz zeitlich limitiert, auch nach einer Erkrankung. Die Antibiotikatherapie zielt primär darauf ab, weitere Übertragungen zu verhindern und kann nach dem frühen Stadium die Symptomatik kaum noch beeinflussen [1], [2], [3].

Kernaussagen
  • B. pertussis kommt nur beim Menschen vor und gilt mit 86–95% als Hauptverursacher des Keuchhustens.

  • Die wichtigsten Virulenzfaktoren von B. pertussis sind das Pertussis-Toxin (PT), das filamentöse Hämagglutinin (FHA), das Trachea-Zytotoxin (TCT) und das Adenylatzyklase-Toxin (ACT).

  • Neben B. pertussis können auch B. parapertussis und B. holmesii keuchhustenähnliche Krankheitsbilder verursachen, die weltweit vorkommen.

  • Verschiedene andere Bordetellen können beim Menschen und bei Tieren respiratorische Infektionen auslösen ([Tab. 1]).

  • Immunität gegenüber Pertussis, ob durch Impfung oder Erkrankung erworben, hält nicht lebenslang an.

  • Die aktuelle Impfstrategie mit azellulären Impfstoffen vermittelt einen zeitlich limitierten Schutz gegenüber einigen Virulenzfaktoren von B. pertussis, aber keinen Schutz vor Bordetellen und kann Pertussis nicht ausrotten. Die Impfung schützt damit auch nicht vor Infektionen durch andere Bordetellen.

  • Schwangere Frauen sollen sich in jeder Schwangerschaft möglichst früh im dritten Trimenon gegen Pertussis impfen lassen. Wenn eine Frühgeburt wahrscheinlich ist, soll die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden.

  • Die Diagnostik fußt auf 2 Säulen: dem molekularbiologischen Direktnachweis in den frühen Krankheitsstadien und der indirekten, serologischen Antikörperdiagnostik in späteren Stadien.

  • Die Serologie kann nicht sicher zwischen Impfung und Erkrankung differenzieren. Hier können Untersuchungen an Serumpaaren bzw. an mehreren zeitlich versetzt gewonnen Serumproben helfen.

  • Die antibiotische Therapie beeinflusst nur in den frühen Stadien das durch bakterielle Toxine verursachte Krankheitsbild, ist aber nötig, um Infektionsketten zu durchbrechen. Geeignete Substanzen sind primär moderne Makrolide, gefolgt von Fluorchinolonen, Tetrazyklinen und Cotrimoxazol. Die empfohlene Therapiedauer ist substanzspezifisch.

  • Für Mitarbeitende im Gesundheitssystem mit Kontakt zu potenziell gefährdeten Personen soll alle 10 Jahre eine Auffrischungsimpfung erfolgen, und im Falle eines ungeschützten Kontaktes eine antibiotische Postexpositionsprophylaxe (= Chemoprophylaxe).



Publication History

Article published online:
02 June 2022

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