Gastroenterologie up2date 2022; 18(02): 135-148
DOI: 10.1055/a-1729-2805
Wichtige Methoden in der Gastroenterologie

Ösophagusvarizenblutung: medikamentöse, endoskopische, interventionelle Therapie

Michael Praktiknjo
,
Jonel Trebicka

Die Varizenblutung ist durch ihre hohe Letalität eine der gefürchtetsten Komplikationen in der Gastroenterologie/Hepatologie. Das Management ist komplex und beinhaltet ein rasches und präzises Vorgehen bereits beim Eintreffen des Patienten. Dieser Beitrag beschreibt die State-of-the-Art-Therapie inklusive medikamentöser, endoskopischer und interventioneller Optionen sowie die aktuellen Empfehlungen zur Primär- und Sekundärprophylaxe.

Kernaussagen
  • Bei Patienten mit dringendem Verdacht auf eine Ösophagusvarizenblutung und Kreislaufinstabilität steht die hämodynamische Stabilisierung (Volumenersatz mit kristalloiden Lösungen) an erster Stelle.

  • Die endotracheale Intubation soll nur bei Patienten mit hohem Aspirationsrisiko (schwere Hämatemesis, bereits bestehende Vigilanzminderung oder HE) erwogen werden.

  • Eine restriktive Transfusionsstrategie ist einer liberalen überlegen: Der Ziel-Hb-Wert beträgt 7 – 9 g/dl. Nicht übertransfundieren!

  • Die medikamentöse Versorgung umfasst: Terlipressin (1 – 2 mg/4 h; so schnell wie möglich bis 5 Tage), Antibiotika (z. B. Ceftriaxon 2 g/24 h; so schnell wie möglich bis 7 Tage). Gegebenenfalls kann eine HE-Prophylaxe (Lactulose 25 ml/12 h oder Rifaximin) erfolgen.

  • Erythromycin (250 mg i. v. 30 – 120 min vor Endoskopie) verbessert die Beurteilbarkeit des endoskopischen Befundes.

  • Die Endoskopie (Varizenligatur/Sklerosierung mit Histoacryl) soll innerhalb von 12 h durchgeführt werden – bei hämodynamischer Instabilität frühestmöglich als Notfallendoskopie.

  • Bei refraktärer Blutung kommt ein selbstexpandierender Metallstent oder die Sengstaken-Sonde als Überbrückungstherapie zum Einsatz, bis in einem spezialisierten Zentrum ein Rescue-TIPS angelegt werden kann.

  • Bei Risikopatienten (Child-Pugh-Score B mit aktiver Blutung, Child-Pugh-Score C < 14) soll die Anlage eines präemptiven TIPS innerhalb von 72 h nach endoskopischer Blutstillung erwogen werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juli 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany