Handchir Mikrochir Plast Chir 2022; 54(01): 4
DOI: 10.1055/a-1709-4382
Editorial

Zeit für Veränderungen

Time for Changes
Karl-Josef Prommersberger

Zweifelsohne ist die Handchirurgie · Mikrochirurgie · Plastische Chirurgie, unsere HaMiPla, weder mit dem europäischen noch dem amerikanischen Journal of Hand Surgery (JHS) zu vergleichen. Für deutschsprachige Handchirurgen und Plastische Chirurgen hat sie jedoch ihren Stellenwert und genießt auch über den deutschsprachigen Raum hinaus ein gewisses Ansehen, wie die fast in jeder Ausgabe erscheinenden englischsprachigen Beiträge belegen. Auch wenn die HaMiPla mit sechs Ausgaben – je drei handchirurgischen und drei plastisch-chirurgischen – zu je 72 Seiten (in den letzten drei Jahren wurde mit jeweils mehr als 500 Seiten der eigentlich vorgesehene Gesamtumfang weit überschritten – dem Thieme-Verlag sei Dank dafür) eine eher kleine Zeitung ist und nicht täglich Manuskripte eingereicht werden, so ist die Aufgabe der beiden Herausgeber doch, wie Paul Manske in seinem Abschiedseditorial im amerikanischen JHS schrieb, „A Privilege and a Responsibility“ [1].

Die Arbeit eines Herausgebers einer – wissenschaftlichen – Zeitschrift mag, wie Paul Manske in dem bereits erwähnten Abschiedseditorial schrieb, manchem als langweilig, monoton und sich stets wiederholend (tedious, monotonous, repetitive, and boring) erscheinen. Ja, natürlich ist der Ablauf der „Bearbeitung“ eines eingereichten Manuskriptes immer gleichbleibend: Man liest das Manuskript, prüft, ob sein Thema in das Spektrum der Zeitschrift passt und so, ob die formalen Anforderungen wenigstens grob erfüllt sind, beauftragt zwei Gutachter, liest die Gutachten mindestens so kritisch wie das Manuskript selbst, fällt eine erste Entscheidung – meistens eine Überarbeitung anfordernd –, liest das überarbeitete Manuskript, gibt es zum kritischsten Gutachter, liest das Gutachten und so gutachterlicherseits entschieden wurde, das Manuskript sei nun publikationsfähig, muss man – so meine Erfahrung – nicht selten mehr oder weniger kräftig aktiv an dieser Publikationsfähigkeit arbeiten; konkret: das Manuskript ordnen – so gehören Patientengut und durchgeführte Untersuchungsverfahren in den Abschnitt „Patienten und Methoden“ und nicht in den Ergebnisteil und Ergebnisse nicht in die Diskussion – und holprige Formulierungen glätten, die Zusammenfassung mit Informationen aufpeppen, um einen Anreiz zum Lesen zu setzen, um danach das Manuskript anzunehmen.

Das ist durchaus zeitaufwendig und doch ist es ein großes Privileg, hat man damit doch die Möglichkeit, weit über die eigene Klinik hinaus zu lehren: Prinzipien wissenschaftlichen Schreibens nahezubringen, Umgang mit Literatur zu lehren usw. Wie oft habe ich in meinen zusammenfassenden Beurteilungen geschrieben: „mein Lehrer Lanz sagt immer, Langfinger gehören ins Gefängnis; an der Hand gibt es den Daumen und die Finger“ oder „man kann Daumen und Finger mit römischen Zahlen (I–V) durchnummerieren oder mit ‚D‘ für Digitus gefolgt von einer arabischen Zahl (1–5), aber nicht ‚DI–V‘ schreiben; ich sage lieber nicht, was Lanz über jemanden denkt, der ‚DI–V‘ schreibt“. Ich hoffe, man hat es mir nicht allzu übelgenommen.

Ich werde Ende des Jahres die Herausgeberschaft für den handchirurgischen Teil der HaMiPla an Professor Kai Megerle, München, und Privatdozentin Marion Mühldorfer-Fodor, Bad Neustadt, übergeben. Schon heute kann ich sagen, dass es mir eine große Ehre war, als Herausgeber des handchirurgischen Teils der HaMiPla der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie zu dienen. Ich bin überzeugt, meinen Teil in gute Hände zu übergeben und sicher, dass Kai Megerle und Marion Mühldorfer-Fodor der Zeitschrift neue Impulse geben und sie weiterentwickeln werden. Mit zunehmendem Alter wird man etwas nachsichtiger. Ich hoffe, das spiegelt sich auch in meinen Anmerkungen zu handchirurgischen Manuskripten, die bis Dezember eingereicht werden, wider.

Bad Neustadt im Januar 2022
Karl-Josef Prommersberger



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Article published online:
15 February 2022

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