Aktuelle Dermatologie 2022; 48(01/02): 38-39
DOI: 10.1055/a-1698-1586
Leserbrief

Kommentar zum Beitrag „‚Dog Ears‛ nach Exzision einer Aknezyste“

Thomas Volz
1   Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, München.
,
Moritz Felcht
2   Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Exzellenzzentrum Dermatologie Mannheim des Landes Baden-Württemberg, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
3   Abteilung für Vaskuläre Onkologie und Metastasierung, Deutsches Krebsfoschungszentrum (DKFZ-ZMBH Alliance), Deutschland
4   European Center for Angioscience (ECAS), Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg;
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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

mit großem Interesse haben wir den Artikel „‚Dog Ears‛ nach Exzision einer Aknezyste“ von Elsner und Meyer gelesen [1]. Zeigt der vorgestellte Fall doch eindrucksvoll, wie wichtig die präoperative Aufklärung aber auch die postoperative Nachsorge und hier insbesondere die Kommunikation sind.

Jedoch möchten wir gerne die Möglichkeit nutzen, die Kritikpunkte des Gutachters teilweise zu hinterfragen. Dieser hebt hervor, dass das unschöne kosmetische Ergebnis zustande gekommen sei, durch 1.) eine falsche Schnittführung, welche nicht entlang der „Hautspaltlinien“ verlaufen sei, 2.) zu flache Winkel in den Spindelenden von mehr als 30 ° und 3.) durch Verwendung von Hauteinzelknopfnähten.

Zu dem ersten Punkt lässt sich Folgendes anmerken: Es ist unstrittig, dass die Schnittführung entlang der „Hautspaltlinien“ (Synonym „relaxed skin tension lines“; RSTL) zu einem guten kosmetischen Ergebnis führt. Daneben gibt es jedoch auch andere Schnittführungen, die anerkannt sind und zu ästhetisch ansprechenden Ergebnissen führen. Dies sind die Schnittführung entlang der mimischen Gesichtsfalten als auch die Schnittführung durch Verlagerung der zukünftigen Narbe in ästhetische Grenzregionen [2]. Die RSTL verlaufen in der Wangenregion sehr ähnlich wie die mimischen Gesichtsfalten, sind jedoch nicht identisch und gerade im kranialen Wangenbereich mehr waagerecht orientiert [1]. Und auch eine Verlagerung einer zukünftigen Narbe in eine ästhetische Grenzregion ist zumindest im lateralen Wangenbereich denkbar. Ob eine dieser Techniken angewendet wurde, kann nicht beurteilt werden, da kein Bildmaterial vorliegt.

Zu dem zweiten Punkt lässt sich feststellen, dass einige sehr erfahrene Operateure bewusst auf das Einhalten der „30 °-Regel“ verzichten, um eine kürzere Schnittführung zu erzielen. So konnte gezeigt werden, dass der Verschluss einer runden Exzision mit nachfolgender spannungsarmer Positionierung und Resektion der „Dog Ears“ (im gleichen Eingriff) zu kürzeren Narbenlängen führen kann als eine primär ellipsoid angelegte Resektion [3]. Lehrreich ist in diesem Fall sicherlich, dass durch bessere präoperative Kommunikation dieser Streitpunkt wahrscheinlich hätte verhindert werden können.

Beim dritten Punkt schließen wir uns voll und ganz der Meinung von Herrn Bär an. Wir bezweifeln, dass die Vermeidung von Hauteinzelknopfnähten bei glatter Gesichtshaut tatsächlich in der dargestellten Form eine conditio sine qua non ist, um eine schöne Narbe zu erzielen und somit den aktuellen Facharztstandard darstellt. Es muss dabei betont werden, dass die Hauteinzelknopfnaht insbesondere dann zu unschönen Ergebnissen führt, also punktförmige Einstichstellen längerfristig sichtbar sind, wenn ein dickerer Hautfaden verwendet wird, der zu lange im Gewebe belassen wird. Wenn hingegen dünnere, monofile Fäden (5.0–7.0) verwendet werden und diese zeitnah (nach 5–7 Tagen) gezogen werden, ist die Anwendung von extrakutanen Nähten unserer Erfahrung nach auch bei glatter Gesichtshaut sehr gut möglich. Unsere Ansicht wird auch durch Daten einer prospektiven Studie gestützt, in der das kosmetische Resultat nach Wundverschluss im Wangenbereich untersucht wurde. Dabei konnte in einer Halbseitenuntersuchung nach Anwendung von Hautnähten (Nylon, Stärke 6–0) im Vergleich zu Pflasterstrips kein Unterschied hinsichtlich des ästhetischen Resultats detektiert werden [4].



Publication History

Article published online:
22 February 2022

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  • Literatur

  • 1 Elsner P, Meyer J. „Dog Ears“ nach Exzision einer Aknezyste. Akt Dermatol 2021; 47: 433-436 DOI: 10.1055/a-1349-9781.
  • 2 Heppt WJ, Breuninger H, Haneke E. et al. Plastische Gesichtschirurgie Hautdefekte und Wundversorgung. Appenzell, Schweiz: IMC International Medical Service; 2015
  • 3 Seo SH, Son SW, Kim IH. Round excisions lead to shorter scars and better scar positioning than traditional elliptical excisions. Dermatology 2008; 217: 276-280
  • 4 Plotner AN, Mailler-Savage E, Adams B. et al. Layered closure versus buried sutures and adhesive strips for cheek defect repair after cutaneous malignancy excision. J Am Acad Dermatol 2011; 64: 1115-8