Zusammenfassung
Ziel der Studie In der vorliegenden Studie sollte ein neues Messinstrument zur
Erfassung sexuellen Selbstwerts in deutscher Sprache konstruiert und
hinsichtlich seiner faktoriellen Struktur, Validität und
Reliabilität untersucht werden. Anschließend sollte der
sexuelle Selbstwert bei Trans*Personen untersucht werden.
Methodik In einem ersten Schritt erfolgte die Konstruktion und Validierung an
einer Bevölkerungsstichprobe (N=426; Studie 1, online), es
wurden konfirmatorische Faktorenanalyse sowie statische Itemanalyse
durchgeführt. In einem zweiten Schritt erfolgte die
Ambulanzbefragung von Trans*Personen (N=85; Studie 2) zum
sexuellen Selbstwert, Körpererleben sowie psychischen und
psychosomatischen Beschwerden, zudem erfolgte ein Vergleich zur
Bevölkerungsstichprobe.
Ergebnisse Es konnten ein akzeptabler Modellfit und eine gute interne
Konsistenz für die finale eindimensionale 8-Item-Lösung der
sexuellen Selbstwertskala (SSWS) erreicht werden. Sexueller Selbstwert war
in der Normalbevölkerung moderat positiv mit globalem Selbstwert
assoziiert. Trans*Personen hatten einen signifikant geringeren
sexuellen Selbstwert im Vergleich zur Normalbevölkerung. Bei
Trans*Personen zeigten sich die erwarteten Zusammenhänge mit
Körpererleben, es fand sich jedoch kein Zusammenhang mit psychischen
und psychosomatischen Beschwerden.
Schlussfolgerung Die SSWS ist ein erstes deutschsprachiges und
geschlechtsneutrales Instrument zur Erfassung sexuellen Selbstwerts und
verfügt über gute psychometrische Eigenschaften. Sie
erscheint vielversprechend für die Verlaufs- und Erfolgskontrolle
der Transitionsbehandlung von Trans*Personen sowie für den
Einsatz in der Paar- und Sexualtherapie.
Abstract
Aim of the study Our purpose was to develop a new instrument for the
assessment of sexual self-esteem in German and to examine its psychometric
properties. Subsequently, we aimed to investigate sexual self-esteem in
trans*people.
Methods The construction and validation of the
sexual self-esteem scale was realized in a sample of the general population
(N=426; Study 1, online) based on confirmatory factor analysis and
statistical item analysis. We then investigated an outpatient sample of
trans*people (N=85; study 2) to compare sexual self-esteem
with the population sample and to examine the associations between sexual
self-esteem, body experience, and psychological and psychosomatic
distress.
Results An acceptable model fit and good internal consistency
for the final unidimensional 8-item solution of the sexual self-esteem scale
(SSES) were confirmed. Sexual self-esteem was moderately associated with
global self-esteem in the population sample. Trans*people showed a
significantly lower sexual self-esteem compared to the normal population.
Results also revealed the expected associations with body experience, but no
association with psychological and psychosomatic
distress.
Conclusion The SSES is the first German-language and
gender-neutral instrument to assess sexual self-esteem and provides good
psychometric properties. It appears promising for monitoring the course and
success of the transition treatment of trans*people as well as for
its application in couples and sexual therapy.
Schlüsselwörter
Genderdysphorie - Sexueller Selbstwert - Sexuelle Gesundheit - Körperbild - Sexuelle Selbstwertskala (SSWS)
Keywords
gender dysphoria - sexual self-esteem - sexual health - body image - sexual self-esteem scale (SSES)