Handchir Mikrochir Plast Chir 2021; 53(05): 467-474
DOI: 10.1055/a-1559-2783
Originalarbeit

Perkutane, antegrade K-Draht-Osteosynthese bei Fingergrundgliedfrakturen: Vergleich zwischen frühfunktioneller und statischer Nachbehandlung

Percutaneous, antegrade Pinning of proximal phalangeal Fractures: Comparison of Early Active Motion vs. Immobilization by Splinting
Ines Ana Ederer
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
2   Klinik für Plastische, Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Agaplesion Markus Krankenhaus Frankfurt
,
Johannes von Fraunberg
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
3   Eberhards Karls Universität Tübingen, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
,
Jonas Kolbenschlag
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
,
Andreas Nusche
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
,
Adrien Daigeler
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
,
Fabian Medved
1   BG Unfallklinik Tübingen an der Eberhard Karls Universität Tübingen; Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Ziel Diese retrospektive Studie vergleicht die klinischen Ergebnisse der frühfunktionellen Nachbehandlung mit den Ergebnissen mittels 6-wöchiger Schienenruhigstellung nachbehandelter Fingergrundgliedfrakturen nach perkutaner, antegrader K-Draht-Osteosynthese.

Patienten und Methoden Von insgesamt 90 Patienten, die zwischen 2010 und 2017 aufgrund einer isolierten Fingergrundgliedfraktur nach geschlossener Reposition mittels perkutaner, antegrader K-Draht-Osteosynthese operativ versorgt wurden, konnten 46 (17 Frauen und 29 Männer mit einem mittleren Alter von 42,8 Jahren) im Mittel nach 18,5 Monaten nachuntersucht werden. Bei 28 Patienten war eine frühfunktionelle, bei 18 eine statische Nachbehandlung erfolgt. Beide Gruppen unterschieden sich nicht statistisch signifikant bzgl. des Alters, der Geschlechtsverteilung, der Frakturlokalisation und -morphologie, des Unfallmechanismus und der Dauer der Operation. Bei der Nachuntersuchung wurde die aktive und passive Beweglichkeit des operierten Fingers (total active motion [TAM] und total passive motion [TPM], Fingerkuppen-Hohlhand-Abstand [FKHA], Nagelrand-verlängerter-Handrückenebenen-Abstand [NHREA]) und des korrespondierenden, unverletzten Fingers der Gegenseite gemessen und in Relation zueinander gesetzt (TAMrel, TPMrel). Des Weiteren wurde die Kraft bei verschiedenen Griffformen bestimmt und in Relation zur Kraft der unverletzten Gegenseite gesetzt. Intra- und postoperative Komplikationen, der DASH-Score und die Zeit bis zur Wiederaufnahme der Arbeitstätigkeit wurden erfasst.

Ergebnisse Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen konnten bzgl. der Häufigkeit von Komplikationen und notwendiger Revisionen, der Fingerbeweglichkeit und Kraft festgestellt werden. Patienten mit aktiver Nachbehandlung kehrten im Vergleich zu Patienten mit statischer Nachbehandlung jedoch signifikant früher an ihre Arbeitsplätze zurück (2,5 vs. 9,0 Wochen nach operativer Versorgung, p = 0,035). Der DASH-Score in der Gruppe mit aktiver Nachbehandlung war mit 1,7 Punkten etwas niedriger als in der Gruppe mit statischer Nachbehandlung mit 2,5 Punkten (p = 0,269).

Schlussfolgerung Patienten mit frühfunktioneller Nachbehandlung waren signifikant kürzer arbeitsunfähig. Zum Nachuntersuchungszeitpunkt fand sich kein Unterschied in der globalen Fingerbeweglichkeit beider Gruppen. Bei gegebener Compliance kann auf eine postoperative Ruhigstellung verzichtet werden.

Abstract

Purpose This retrospective study compares the functional outcome after early active postoperative motion with the outcome after 6 weeks of immobilization by splinting in patients with proximal phalangeal fractures treated by percutaneous, antegrade pinning.

Patients and methods 46 out of 90 patients treated by closed reduction and percutaneous antegrade pinning of isolated fractures of the proximal phalanges were re-evaluated on average after 18.5 months. There were 17 women and 29 men with a mean age of 42.8 years. 28 patients underwent early active postoperative motion and 18 patients were immobilized by splinting for 6 weeks postoperatively. The two groups were statistically comparable with respect to age, gender, fracture localisation and morphology, mechanism of injury and operative time. Follow-up examination included measurement of active and passive range of motion (TAM; TPM) of the injured finger and the uninjured finger of the opposite side as well as grip strength of both hands. In addition, postoperative complications, the DASH-score and time interval between surgery and return to work were registered.

Results There were no significant differences between the two groups regarding rate of complication, number or required revisions, finger motion and grip strenght. Patients with early active motion returned earlier back to work than patients treated by postoperative splinting (2.5 vs. 9.0 weeks; p = 0.035). With 1.7 the DASH-score in the group with early active motion was better than in the splinting group with 2.5 (p = .269).

Conclusion Patients with early active postoperative motion returned earlier back to work. There was no significant difference between both groups respecting global finger function.Compliant patients with a fracture of the proximal phalanx treated by closed reduction and percutaneous pinning can be treated with early active motion postoperatively.



Publication History

Received: 27 November 2020

Accepted: 17 July 2021

Article published online:
28 September 2021

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