Z Orthop Unfall 2023; 161(03): 318-327
DOI: 10.1055/a-1545-5486
Review/Übersicht

Rehabilitation bei Patienten mit osseointegrierten Prothesen nach transfemoraler Amputation – literaturbasierte Nachbehandlungsempfehlung

Article in several languages: English | deutsch
1   Bundeswehr Centre of Sports Medicine, Warendorf, Germany
,
Andreas Lison
1   Bundeswehr Centre of Sports Medicine, Warendorf, Germany
,
Christoph Schulze
1   Bundeswehr Centre of Sports Medicine, Warendorf, Germany
2   University Medicine Rostock, Department of Orthopaedic Surgery, Rostock, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Osseointegrierte Versorgungen stellen eine besondere Behandlungsoption nach Majoramputationen der unteren Extremitäten dar. Im Rehabilitationsprozess ist die physiotherapeutische Nachbehandlung für das funktionelle Outcome von entscheidender Bedeutung. Ziel der Literaturanalyse war eine systematische Auswertung bestehender Nachbehandlungsprotokolle und Ableitung literaturbasierter Behandlungsempfehlungen.

Methodik Es erfolgte eine Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und Google Scholar am 10.12.2020 mit folgenden Suchbegriffen: (osseointegrat* OR endo-exo OR boneanchored OR bone anchored) AND (prosthe*) AND (leg OR lower limb* OR lower extremit* OR transfem* OR transtib*) AND (rehabilitation). Es wurden 113 Publikationen gefunden, von denen 10 Arbeiten in das Review eingeschlossen werden konnten. Die Bewertung der Qualität der Arbeit erfolgte mit dem Cochrane Risk of Bias Tool.

Ergebnisse Aktuell sind 3 systematische Rehabilitationsprotokolle beschrieben: Osseointegrated Prostheses for the Rehabilitation of Amputees Protocol, Osseointegration Group of Australia Accelerated Protocol und Radboud Amputation Rehabilitation Protocol for endo-exo femoral Prosthesis, die sich insbesondere in Bezug auf die Rehabilitationsdauer deutlich unterscheiden. Dabei ist die Studienqualität mit hohem Risiko für Verzerrung eingeschränkt sowie auf die Evidenzlevel III – V beschränkt. Ein Konzept für eine zielgerichtete Langzeitbetreuung ist nicht beschrieben.

Schlussfolgerungen Es bestehen verschiedenartige Protokolle für die Rehabilitation nach Versorgung mit osseointegrativen Prothesen. Dabei haben sich bei der Nachbehandlung ein rascher Beginn der axialen Aufbelastung, eine schrittweise komplexer werdende Gangschulung, eine Anpassung der Prothesenteile an die neue Biomechanik sowie kritische Patientenselektion und präoperatives Training bewährt. Kontrollierte Vergleichsstudien, eine standardisierte Zielparameterbeschreibung oder vergleichende Studien zwischen verschiedenen Protokollen fehlen. Modelle für eine mehrstufige Langzeitbetreuung sind in der Literatur bisher nicht beschrieben.



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Article published online:
23 September 2021

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