Sportphysio 2021; 09(04): 152-154
DOI: 10.1055/a-1541-0931
Research

Research

Inaktiver Lebensstil

80 % der Deutschen bewegen sich zu wenig

Weltweit sind etwa drei Viertel aller Todesfälle auf chronische Krankheiten zurückzuführen. In Ländern mit hohem Haushaltseinkommen sind chronische Krankheiten wie ischämische Herzerkrankungen, Alzheimer, Schlaganfall und Diabetes die führenden Ursachen für Mortalität und Morbidität. Körperliche Inaktivität ist ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung dieser chronischen Krankheiten. Trotz der „Nationalen Empfehlungen für körperliche Aktivität und Bewegungsförderung“ von 2016 (Abb. 1) gibt es nur wenige Untersuchungen zur Einhaltung dieser Richtlinien.

Zoom Image
Abb. 1 Empfohlene Zeiten für wöchentliche Bewegung – Bewegungsempfehlungen für Erwachsene (mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). (Quelle: ©BZgA)

Diese Studie erhebt deshalb die Prävalenz und Zusammenhänge der Einhaltung der Richtlinien für körperliche Aktivität unter einer national repräsentativen Stichprobe deutscher Erwachsener. Die Daten stammen aus dem German Health Update von 2014. Die Wissenschaftler verschickten 90 102 Fragebögen, von denen 24 016 vollständig ausgefüllt zurückkamen (Rücklaufquote = 26,9 %).

Von 24 016 Teilnehmern im Alter über 18 Jahren erfüllten 45,3 % die Richtlinien für moderate bis intensive aerobe körperliche Aktivität, 29,4 % die Vorgaben für muskelstärkende Übungen und 22,6 % die Kombination von ausreichendem Kraft- und Ausdauertraining. Die Wahrscheinlichkeit, die Richtlinien für körperliche Bewegung nicht einzuhalten, sank mit einem niedrigen selbst eingeschätzten Gesundheitszustand, Arbeitslosigkeit, niedrigem sozioökonomischen Status, Rauchen und Übergewicht oder Adipositas. Da circa 80 % der deutschen Erwachsenen die national empfohlenen Bewegungsrichtlinien nicht einhalten, besteht die Notwendigkeit für groß angelegte öffentliche Gesundheitsinterventionen, die sowohl die Ausdauer als auch das Krafttraining fördern.

Katrin Veit

Bennie JA, De Cocker K, Tittlbach S. The epidemiology of muscle-strengthening and aerobic physical activity guideline adherence among 24,016 German adults. Scand J Med Sci Sports 2021; doi: 10.1111/sms.13922

FAZIT

Eine wesentliche Einschränkung dieser Studie ist die Verwendung von Selbstauskunftsfragebögen. Menschen überschätzen häufig ihre eigene Fitness, und tatsächlich bewegt man sich deutlich weniger, als man denkt. Zudem muss man bei der Bewertung die niedrige Rücklaufquote des German Health Update 2014 von 27,2 % berücksichtigen: Non-Responder gehören wahrscheinlich zu den am wenigsten aktiven Bevölkerungsgruppen, weshalb die angegebenen Werte unter Vorbehalt zu betrachten sind. Zu den Stärken dieser Studie gehört die Rekrutierung einer großen national repräsentativen Stichprobe von deutschen Erwachsenen. Ungefähr 80 % der deutschen Erwachsenen erfüllten die national empfohlenen Richtlinien für ein ausreichendes Ausdauer- und Krafttraining nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Kombination mit mehreren positiven gesundheitlichen Auswirkungen assoziiert ist, legen die Ergebnisse nahe, dass sofortige Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens erforderlich sind, um körperliche Inaktivität in Deutschland zu bekämpfen.

AUF EINEN BLICK

Design: bevölkerungsbezogene Querschnittsbefragung

Teilnehmer: 24 016 Teilnehmer aus Deutschland

Parameter: Einhaltung der nationalen Aktivitätsrichtlinien

Resultate: Insgesamt erfüllten 45,3 % der befragten Deutschen die Richtlinien für moderate bis intensive aerobe körperliche Aktivität, 29,4 % die Vorgaben für Krafttraining und lediglich 22,6 % gaben an, Ausdauer und Kraft in ausreichendem Maß zu trainieren.


#

Publication History

Article published online:
23 August 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany