Allgemeinmedizin up2date 2021; 2(04): 291
DOI: 10.1055/a-1538-4603
Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

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Jürgen Herbers

der Weg der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin führt zumeist in die Hausarztpraxis. Hier merken „Neuankömmlinge“ recht schnell, dass ein fundiertes Wissen und exzellent beherrschte Techniken neben einer empathischen Grundhaltung nicht ausreichen, um in der Praxis auf Dauer „zu bestehen“. Hier bedarf es zusätzlich des scheinbar trockenen Stoffes des Qualitätsmanagements und das allfällige Beachten der Dokumentationspflichten. Alle Kollegen, die verantwortlich in einer Praxis arbeiten, haben dies erfahren. Das Studium der Medizin bereitet aber hierauf, wie auf so vieles andere in der Praxis Nötige nicht vor.

Deshalb bin ich froh, in der aktuellen Ausgabe unserer up2date Allgemeinmedizin gleich zwei Artikel zu diesem Thema vorzufinden. Und trotz des trockenen Themas werden die lebendig geschriebenen Artikel Sie begeistern, da sie gleich am nächsten Tag in der Praxis anwendbar sind.

Auch die medizinischen Themen greifen ständig in der Praxis auftretende Anlässe auf. Hierbei ist es uns wichtig, nicht nur einzelne Erkrankungen darzustellen, sondern Anlässe bzw. Symptome in den Fokus zu nehmen, da hier die Besonderheit allgemeinmedizinischen Denkens und Handelns deutlich wird, hier am Beispiel des Hustens.

Allgemeinmediziner leben im Spannungsfeld unterschiedlichster Leitlinien. Zum einen die Leitlinien der eigenen Fachgesellschaft oder nationale Versorgungsleitlinien, zum anderen Leitlinien gebietsärztlicher Fachgesellschaften, teilweise auch internationaler Organisationen. Hier muss dann diskutiert werden, welche Leitlinien am besten die Situation hausärztlich betreuter Patienten widerspiegeln, dies wird am Beispiel der Hypertonie deutlich.

Insulte kommen in der Praxis selten, aber doch regelmäßig vor. Hier ist rasches, überlegtes und geplantes Vorgehen sinnvoll, „time is brain“. Der vorliegende Artikel macht dies deutlich und erleichtert das Vorgehen, wenn in der Praxis der Anruf eintrifft „Mein Mann kann nicht mehr sprechen“.

Und schließlich gibt es nun auch schon reichlich allgemeinmedizinisch gesammeltes Wissen, um Empfehlungen zum Umgang mit Patienten zu geben, die nach einer COVID-19-Erkrankung symptomatisch bleiben und auf der Suche nach Erklärungen und Empfehlungen sind. Gut zu lesen, dass in der Betreuung von Post-COVID- oder Long-COVID-Patienten zunächst einmal Hausärztinnen und Hausärzte gefragt sind und die kontinuierte Betreuung sicherstellen, wie in der vorliegenden S1-Leitlinie dargestellt.

Somit bietet dieses Heft einen schönen Querschnitt über die Facetten der Allgemeinmedizin und ich hoffe, dass es für Sie nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern auch etwas Freude beim Lesen bringt.

Herzliche Grüße
Jürgen Herbers



Publication History

Article published online:
09 November 2021

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