Pneumologie 2021; 75(08): 552-555
DOI: 10.1055/a-1503-1438
Pneumo-Fokus
Sektion 4

Infektiologie und Tuberkulose

Die aktuelle COVID-19-Pandemie zeigt uns eindrücklich die zentrale Bedeutung respiratorischer Infektionen für die menschliche Gesundheit. Von der unkomplizierten viralen Bronchitis bis zum Sepsis-bedingten Lungenversagen – die Sektion Infektiologie und Tuberkulose befasst sich mit allen Aspekten pulmonaler Infektionen und der damit verbundenen Erregerabwehr. Das Themengebiet weist innerhalb der Pneumologie eine starke Dynamik auf. Gründe hierfür sind u. a. die Entdeckung neuer Pathogene, die sich ausweitende Problematik antibiotikaresistenter Bakterien und die Zunahme immunsupprimierter Patienten. Wir legen besonderen Wert darauf, die Kollegen aus Klinik, Niederlassung und öffentlichem Gesundheitswesen, die sich schwerpunktmäßig mit pneumologisch-infektiologischen Erkrankungen beschäftigen, in die Tätigkeit unserer Sektion einzubeziehen. Da es bei den pulmonalen Infektionen multiple Berührungspunkte gibt, kooperieren wir erfolgreich mit anderen wissenschaftlichen Sektionen der DGP, dem DZK und der Sektion Pulmonale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Um die Sektionsarbeit weiterhin zielführend und zukunftsweisend zu gestalten, fördern wir ausdrücklich das Engagement des ärztlichen und wissenschaftlichen Nachwuchses in unserem Bereich.

In der Sektion 4 – Infektiologie und Tuberkulose wurde 2019 die Arbeitsgruppe 4.1 Mukoviszidose unter der Leitung von PD Dr. Felix C. Ringshausen (Hannover) und Dr. Carsten Schwarz (Berlin) neu eingerichtet. Die AG möchte Medizinern, Wissenschaftlern und medizinischen Fachkräften, die mit CF-Patienten arbeiten, ein interdisziplinäres und multiprofessionelles Forum für den wechselseitigen Austausch und die CF-spezifische Weiterbildung bieten. Ein besonderer Fokus liegt hierbei in der Betreuung und Behandlung von CF-Patienten beim Übergang vom Jugend- zum Erwachsenenalter (Transition) sowie auf Aspekten, die für erwachsene CF-Patienten spezifisch sind. Die DGP wird hiermit ihrer berufs- und gesundheitspolitischen Verantwortung gerecht und repräsentiert die CF-Expertise in der Inneren Medizin und Pneumologie.

Aktivitäten 2020/2021 (Auswahl)

Die COVID-19-Pandemie hat uns alle vor enorme Herausforderungen gestellt. Die DGP hat hierauf mit tagesaktuellen Stellungnahmen, Informationen und Empfehlungen kontinuierlich zur bestmöglichen Information und Beratung ihrer Mitglieder und darüber hinaus beigetragen. Mitglieder der Sektion waren und sind eng involviert, hervorzuheben sind neben anderen insbesondere die S3-Leitlinie zum Management von COVID-19-Patienten im Krankenhaus, die Empfehlungen zur apparativen Differenzialtherapie der akuten respiratorischen Insuffizienz bei COVID-19 sowie zur Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie. Darüber hinaus wurden vielzählige nicht-öffentliche Stellungnahmen u. a. für das Bundesgesundheitsministerium und die STIKO im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie erstellt und koordiniert, zu nennen sind u. a. Empfehlungen zur SARS-CoV-2-Impfung sowie zum Einsatz monoklonaler Antikörper. In Zusammenarbeit mit der AG YoungDGP und Frau Dr. Karg (Fortbildungsakademie der DGP) wurde die erfolgreiche DGP-Talk-Reihe zu unterschiedlichsten pneumologischen Aspekten im Umgang mit SARS-CoV-2 inhaltlich konzipiert und Talks zu verschiedenen infektiologischen Themen gehalten.

Das Kompetenznetz CAPNETZ (www.capnetz.de) hat auf klinischem Gebiet seine Aktivitäten der Erforschung der ambulant erworbenen Pneumonie weiter fortgeführt. Im Berichtsjahr wurden erneut wichtige Studien aus der CAPNETZ-Gruppe in internationalen Journalen publiziert, u. a. in Chest, Vaccine, Gut und Infection. Von besonderer klinischer Alltagsbedeutung ist sicherlich die Aktualisierung der Erregerstatistik (doi:10.1007/s15010-021-01605-w). Ein Meilenstein für die zukünftige Aktivität war die Erweiterung der europäischen CAPNETZ-Studienkohorte um Patienten mit schwerer Immunsuppression. 18–25 % aller Patienten mit CAP weisen eine schwere Immunsuppression auf, dennoch existieren bisher kaum evidenzbasierte Empfehlungen für diese Gruppe; die Schaffung einer breiteren Evidenzbasis ist daher eine zentrale Aufgabe.

Das deutsche Bronchiektasen-Register PROGNOSIS (www.bronchiektasen-register.de) hat mithilfe von CAPNETZ seit Juni 2015 ca. 1500 Patienten an Zentren aller Versorgungsstufen (Unikliniken, Fachkliniken und pneumologische Praxen) rekrutiert. Eine Publikation weiterer Ergebnisse ist für 2021 geplant.

Es erfolgten auch außerhalb der COVID-19-Pandemie mehrere Stellungnahmen, u. a. zur GBA-Nutzenbewertung im Kontext der Behandlung der nosokomialen Pneumonie, von Bronchiektasen, nicht-tuberkulösen Mykobakterien, der Tuberkulose und der Mukoviszidose. Ferner erfolgten Stellungnahmen zu Empfehlungen der KRINKO und der STIKO. Die „Klug Entscheiden“-Qualitätsinitiative der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ging in eine neue Runde. Hierzu wurden von der Sektion, teils in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, zwei Vorschläge zu Themen der pneumologischen Infektiologie erarbeitet.

Auch in die Leitlinienarbeit war und ist die Sektion mehrfach involviert: So fand am 25. 9. 2020 die Konsensuskonferenz zum Update der S3-Leitlinie zum Management der ambulant erworbenen Pneumonie statt, welche am 24. 4. 2021 nach Verabschiedung durch alle beteiligten Fachgesellschaften auf der Homepage der AWMF publiziert werden konnte. Die konkrete Planung zu den Updates der Leitlinien für die nosokomiale Pneumonie und die Tuberkulose bei Erwachsenen wurde begonnen, die Arbeit an der Bronchiektasen-Leitlinie wurde fortgesetzt.

Da unsere Sektionssitzung zum DGP-Kongress 2020 ausfallen musste, wurde ein virtuelles Sektionstreffen am 24. 9. 2020 durchgeführt. Ferner wurde am 29. 4. 2021 ein virtuelles Treffen der Sektion zur Schaffung eines Expertenverteilers für zukünftige Stellungnahme-Verfahren in unserem Fachbereich durchgeführt.

DGP-Kongress 2021

Die Sektion 4 – Infektiologie und Tuberkulose war beim virtuell stattfindenden 61. Kongress der DGP vom 2.–5. Juni 2021 an einer Vielzahl von Veranstaltungen u. a. in Kooperationen (*) mit den anderen wissenschaftlichen Sektionen 2, 7, 13 und 14 der DGP und der Sektion „Pulmonale Infektionen“ der DGI sowie dem Arbeitskreis „Respiratorisches System“ der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) beteiligt.

Die Themen der Symposien waren „Pulmonale Infektionen – Clinical Year 2020 in Review“*, „Kontroversen in Diagnostik und Therapie thorakaler Infektionen“*, „Zoonosen von Z bis A“, „COVID-19 verstehen, COVID-19 therapieren“*, „Mukoviszidose 2020 – eine Erfolgsgeschichte und interdisziplinäre Herausforderung“, „Herausforderungen im Pneumonie-Management“, „Therapie pulmonaler Virusinfektionen im Jahr 2020“*, „Antibiotika bei COPD: Wem nützt es, wem schadet es?“. Die infektiologischen Präsidentensymposien hatten als Thema „Nicht-typische Mykobakteriosen: Komorbiditäten, Diagnostik, Ko-Infektionen und Management“ und „Fortschritte im Verständnis und Management von Atemwegsinfektionen“. Vom DZK wurden die Symposien „Tuberkulose und andere Mykobakterien – Neue Empfehlungen und Entwicklungen“ und „Tuberkulose – von der Theorie zur Praxis“ veranstaltet.

Zum Kongress 2021 wurden für die Sektion 4 17 Abstracts eingereicht und angenommen, sodass eine Posterbegehung „Pneumologische Infektiologie“ und ein Symposium mit Freien Vorträgen „Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen“ organisiert werden konnten. Alle angenommenen Abstracts wurden in der Zeitschrift „Pneumologie“ veröffentlicht.

Die PG-Kurse finden 2021 außerhalb des eigentlichen Kongressprogrammes statt, die Sektion 4 ist mit dem Kurs „Antibiotic Stewardship (ABS) und klinische Infektiologie“ vertreten, der am 22. September 2021 stattfinden wird.

Ausblick 2021/2022

Im Rahmen des Sektionstreffens 2021 fanden Neuwahlen der Sektionssprecherin (Dr. Hilte Geerdes-Fenge, Rostock) und ihrer Stellvertreterin (PD Dr. Jessica Rademacher, Hannover) statt.

Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie werden unsere Arbeit auch in naher Zukunft wesentlich beeinflussen, die Erarbeitung und Aktualisierung bestehender und zusätzlicher Empfehlungen und Positionspapiere wird laufend fortgesetzt.

Andere, auch aktuell nicht minder relevante pulmonale Infektionserkrankungen werden jedoch nicht vernachlässigt.

Die Erarbeitung einer S2k-Leitlinie zur Bronchiektasen-Erkrankung wird fortgesetzt. Begonnen wurde die Arbeit an den Updates der S2k-Leitlinien zur Tuberkulose sowie den S3-Leitlinien zur nosokomialen Pneumonie und zur chronischen Pseudomonas-Infektion bei Mukoviszidose. Mitwirkung besteht ferner bei der S3-Leitlinie für Patienten mit einer Dysphagie infolge einer Kopf-Hals-Tumor-Erkrankung.

2021 wird die Auswertung und Präsentation der Ergebnisse der ABACOPD-Studie zur Notwendigkeit einer Antibiotika-Therapie bei einer akuten COPD-Exazerbation erwartet. Ebenso ist die Publikation weiterer Ergebnisse des deutschen Bronchiektasen-Registers PROGNOSIS, des Kompetenznetzwerks CAPNETZ sowie des PROVID-Forschungsverbundes (klinische, molekulare und funktionelle Biomarker für Prognose, Pathomechanismen und Behandlungsstrategien von COVID-19) vorgesehen.

Eine Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit mit der DGI, Sektion Pulmonale Infektionen, ist bei der zukünftigen Kongressgestaltung eingeplant. So werden auf dem DGP und auf dem KIT jeweils Symposien gemeinsam veranstaltet.

Die Bemühungen zur Nachwuchsarbeit, d. h. zur Einbeziehung des klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses für die Arbeit der Sektion 4 müssen weiter intensiviert werden. Dafür soll das „Senior + Junior“-Konzept für die Vorsitze der Sessions unserer Sektion und ggf. ein standortübergreifender Austausch sowie das Mentoring des wissenschaftlich interessierten Nachwuchses weiter ausgebaut werden.

Bericht der AG 4.1 Mukoviszidose

Die AG 4.1 Mukoviszidose der DGP ist eine kleine interdisziplinäre und multiprofessionelle AG. Neue Mitglieder aus allen Berufsfeldern und -gruppen sind stets herzlich willkommen und werden als Bereicherung wahrgenommen. Die Kernaufgaben der AG sind das Repräsentieren der CF-Expertise in der Innere Medizin und Pneumologie, das Sicherstellen CF-spezifischer Fort-/Weiterbildungsinhalte im Curriculum der DGP durch entsprechende Symposien und der PG-Kurse im Rahmen der DGP-Kongresse. Für den diesjährigen DGP-Kongress wurde ein Symposium gestaltet (s. o.), der geplante PG-Kurs konnte pandemiebedingt leider nicht stattfinden. Über die AG bzw. durch deren Mitglieder konnten verschiedene Publikationen platziert werden, z. B. der Übersichtsartikel „Was ist gesichert in der Therapie der Mukoviszidose?“ (publiziert in Der Internist). Die AG war an der Stellungnahme zur „Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie“ der DGP beteiligt, die in der „Pneumologie“ veröffentlicht wurde. Die Mitglieder der AG sind federführend eingebunden in die Überarbeitung der AWMF-S3-Leitlinie zur chronischen Pseudomonas aeruginosa-Infektion bei Mukoviszidose. Ebenso wurden eine Stellungnahme zur COVID-19-Impfpriorisierung und diverse Stellungnahmen zur G-BA Nutzenbewertung für neue CFTR-Modulatoren, überwiegend in Kooperation mit der/über die AG Ärzte im Mukoviszidose e. V., bearbeitet. Im Rahmen des diesjährigen AG-Treffens wurden Herr PD Dr. Carsten Schwarz (Potsdam) und Herr Dr. Sivagurunathan Sutharsan (Essen) als Sprecher bzw. stellvertretender Sprecher der AG neu gewählt. Darüber hinaus wurden die AG-spezifischen Inhalte für den 62. DGP-Kongress 2022 diskutiert und geplant (ein Symposium mit dem Arbeitstitel „Rethink CF: Mukoviszdose 2.0 (CF in der Ära der hochaktiven CFTR-Modulator-Therapie)“ sowie ein PG-Kurs mit dem Arbeitstitel „CF-Basics für Pneumologen“). Abschließend wurde festgehalten, dass die AG innerhalb der DGP nicht nur Ansprechpartner für die Vermittlung von Experten für Stellungnahmen, sondern auch und insbesondere für die Vermittlung CF-spezifischer Expertise durch Hospitationen und Mentoring ist und damit ihren Anteil an der Ausbildung des klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses und einen Beitrag zur Bekämpfung des manifesten und sich in Zukunft wahrscheinlich verschärfenden Fachkräfte-Mangels leistet.

Dr. Hilte Geerdes-Fenge (Sprecherin),
PD Dr. Jessica Rademacher (Stellv. Sprecherin),
Prof. Dr. Martin Kolditz (Past-Sprecher),
PD Dr. Carsten Schwarz (Sprecher AG 4.1),
Dr. Sivgurunathan Sutharsan (Stellv. Sprecher AG 4.1),
PD Dr. Felix Ringshausen (Past-Sprecher AG 4.1)



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. August 2021

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