Z Orthop Unfall 2023; 161(02): 182-194
DOI: 10.1055/a-1498-3197
Review/Übersicht

Die Therapie peripherer Nervenkompressionssyndrome der oberen Extremität – eine systematische Übersichtsarbeit

Article in several languages: English | deutsch
Gerrit Freund
1   Department of Plastic, Hand and Burns Surgery, RWTH Aachen University Hospital, Aachen, Germany
,
Manuel Dafotakis
2   Department of Neurology, RWTH Aachen University Hospital, Aachen, Germany
,
Jörg Bahm
3   Department of Plastic, Hand and Burns Surgery, Section for Brachial Plexus Surgery, RWTH Aachen University Hospital, Aachen, Germany
,
1   Department of Plastic, Hand and Burns Surgery, RWTH Aachen University Hospital, Aachen, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Als Nervenkompressionssyndrome bezeichnet man chronische Druckläsionen peripherer Nerven im Bereich präformierter anatomischer Engstellen. Hierbei bildet das Karpaltunnelsyndrom das häufigste Engpasssyndrom eines peripheren Nervs, gefolgt vom Kubitaltunnelsyndrom. Daneben gibt es an der oberen Extremität noch seltener vorkommende Engpasssyndrome des N. medianus, N. ulnaris und N. radialis. Die vorliegende Übersichtsarbeit soll den aktuellen Stand bez. der Therapiemöglichkeiten und -empfehlungen für die Behandlung von Nervenkompressionssyndromen der oberen Extremität darstellen.

Studiendesign Systematische Übersichtsarbeit.

Methoden Ausgehend von bestehenden nationalen (AWMF) und internationalen Leitlinien sowie der Cochrane Library führten wir eine systematische Literaturrecherche über PubMed (NLM) mit dem Fokus auf randomisiert kontrollierte Studien durch.

Ergebnisse Zum Zeitpunkt der Recherche (12 – 2020) existieren für das Karpaltunnelsyndrom 43 randomisierte Studien zum Vergleich der operativen Techniken, 68 zum Vergleich nicht operativer Therapien und 12 zum Vergleich der operativen mit nicht operativen Therapien. Für das Kubitaltunnelsyndrom existieren 8 randomisierte Studien zum Vergleich der operativen Techniken und 4 zum Vergleich der nicht operativen Techniken. Für die selteneren peripheren Nervenkompressionssyndrome existieren keine randomisierten Studien, es dominieren Fallberichte und Beobachtungsstudien zu den einzelnen Entitäten.

Schlussfolgerung In Bezug auf das Karpaltunnel- und das Kubitaltunnelsyndrom existieren sowohl evidenzbasierte Diagnoseverfahren als auch Therapieempfehlungen, die randomisiert kontrolliert belegt werden können. Bei klinisch und ggf. auch elektrophysiologisch gesicherter Diagnose stellt das operative Vorgehen meist eine im Vergleich zum nicht operativen Vorgehen überlegene Therapieoption dar. Hierbei lassen sich insbesondere für das Karpaltunnel-, aber auch für das Kubitaltunnelsyndrom gute Ergebnisse in Bezug auf das Langzeitresultat erreichen. Für die selteneren Kompressionssyndrome, die teilweise umstritten, teilweise uneinheitlich benannt sind, sind weitere kontrollierte Studien notwendig, um evidenzbasierte Therapieempfehlungen aussprechen zu können.



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Article published online:
14 July 2021

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