Zeitschrift für Komplementärmedizin 2021; 13(03): 48-50
DOI: 10.1055/a-1486-3912
Praxis
3 Fachleute – 3 Behandlungsmethoden

Zahnarztphobie

Hardy Gaus
,
Irmgard Simma
,
Gisela Zehner

Französische Ohrakupunktur

Das Mikroakupunktursystem der Französischen Ohrakupunktur nach Dr. P. Nogier bietet hervorragende Unterstützung in Diagnostik und Therapie bei unterschiedlichen Problemen in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, u. a. auch zur Behandlung einer Zahnarztphobie. Die Ohrakupunktur ist einfach zu erlernen, kostengünstig und auch von Einsteigern ohne großen Aufwand in den Praxisalltag integrierbar.

Grundlage dieses Verfahrens ist die Tatsache, dass sich für den gesamten Organismus mit seinen Strukturen druckschmerzhafte Reflexpunkte am Ohr lokalisieren lassen, sobald im zugeordneten Körperareal eine Pathologie aufgetreten ist. Die behandlungsbedürftigen Punkte weisen gleichzeitig einen veränderten Hautwiderstand auf und können sowohl über ihre Druckschmerzhaftigkeit mithilfe geeigneter Instrumente (z. B. zahnärztliche Stopfinstrumente) oder mit speziellen Hautwiderstandsmessgeräten eingegrenzt werden. Eine weitere Punktsuchmethode bietet die Detektion mittels RAC-Pulstastung, bei welcher unter Verwendung geeigneter Hilfsmittel berührungsfrei am pathologisch veränderten Akupunkturpunkt ein Reiz gesetzt wird, der zu einer tastbaren Pulsveränderung beim Patienten führt. Die punktgenaue Nadelung des pathologischen Akupunkturpunktes erfolgt am besten mit der „Very-Point-Technik“ nach Gleditsch. Dabei wird der zuvor eingegrenzte Punkt vorsichtig mit der Nadel betupft oder bestrichen, anschließend wird die Nadel an der berührungsempfindlichsten Stelle eingestochen.

Die Punktauswahl erfolgt in der Ohrakupunktur nach schulmedizinischen Kriterien: Zu einer lokalen, einer pathologischen Zone entsprechenden Reflexzone werden zum Krankheitsproblem passende, übergeordnete Punkte aus den Bereichen Antischmerz, Antientzündung, Spasmolyse, psychisch oder energetisch wirksame Punkte kombiniert. Lokale Punkte finden sich stets am Ohr auf der Seite, auf der auch die lokalen Beschwerden angegeben werden. Die übergeordneten Punkte sind an identischer Lokalisation auf beiden Ohren auffindbar und können entweder auf der Seite der höheren Durckdolenz oder beidseitig gestochen werden. Sie entsprechen wichtigen Punkten der chinesischen Körperakupunktur (nachfolgend jeweils in Klammern erwähnt).

Zur Behandlung der Zahnarztphobie eignen sich psychisch wirksame Punkte:

Der Angstpunkt (Lu 1) am Vorderrand des Lobulus in Höhe der Anwachsungszone des Ohres. Dazu kann die entsprechende Organkopplung zur Angst, der Milzpunkt am linken Ohr (MP 2) in der Mitte der Hemiconcha superior gestochen werden und der valiumvergleichbare Punkt (Ni 6) knapp unterhalb der Mitte des Tragusrandes. Weitere psychisch wirksame Punkte können die Wirkung verbessern helfen (u. a. psychosomatischer Hauptpunkt = lexotanilvergleichbarer Punkt – MP 21, barbituratvergleichbarer Punkt – Ma 36, Lateralitätssteuerpunkt – LG 20 / KG 24).

Behandlungsbedürftige Punkte können alternativ zur Nadelung auch mithilfe eines Low-Level-Lasers wirkungsvoll bestrahlt werden (Laserakupunktur). Diese Technik bietet den Vorteil, dass zur allgemeinen Zahnarztphobie nicht auch noch die Angst vor der Akupunkturnadel dazukommt und ist besonders bei Kindern geeignet. Zur Verwendung kommen Laser mit Wellenlängen im Rotlicht- oder unteren Infrarotlichtbereich ab einer Ausgangsleistung von 30 mW. Die Bestrahlungsdauer pro Akupunkturpunkt beträgt ca. 30 Sekunden (dies entspricht bei einem 30-mW-Laser einer Energiedosis von 0,9 Joule/cm2).

In besonders schwierigen Fällen empfiehlt sich, bereits 2–3 Wochen vor der geplanten zahnärztlichen Behandlung mit der Akupunktur zu beginnen und die Therapie wöchentlich zu wiederholen. Können Akupunkturnadeln in der Therapie verwendet werden, kann auch auf Ohrdauernadeln zurückgegriffen werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. Juni 2021

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