B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2021; 37(60): 5-6
DOI: 10.1055/a-1469-8448
DAK-G        Versorgung

Zentrale Organisation pflegerischer Versorgung: Das Projekt ReKo

Central Organization of Health Services in Nursing: Project ReKo
Milorad Pajovic
DAK-Gesundheit, Hamburg
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Eine zentrale Organisation der Versorgung, die den Pflegebedürftigen zugutekommt: Das ist die Idee hinter dem Regionalen Pflegekompetenzzentrum. Das gemeinsame Projekt von DAK-Gesundheit, der Universität Osnabrück und der Gesundheitsregion EUREGIO verknüpft alle wichtigen Akteure der Pflege in der niedersächsischen Modellregion Landkreis Grafschaft Bentheim/Landkreis Emsland. Neben der praktischen Arbeit steht auch die wissenschaftliche Evaluation des Projekts im Fokus.

Das erste Regionale Pflegekompetenzzentrum, kurz ReKo, wurde im Oktober 2019 im Beisein von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eröffnet. Dieser Termin markierte den Übergang des Projekts in die Phase der praktischen Arbeit: Jetzt kümmern sich planmäßig 15 Case Managerinnen und Case Manager um die Pflegebedürftigen und ihre Familien in der Region rund um Nordhorn in Niedersachsen. Sie bilden damit das Herzstück des Projekts.

Die Idee des bundesweit bislang einmaligen Projekts ist es, alle an der Pflege beteiligten Akteure zentral zu koordinieren. Dazu gehören Pflegedienste, stationäre Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, kommunale Pflegestützpunkte sowie Catering- und andere professionelle Dienste. Gleichzeitig stehen auch die Angehörigen, die oft einen großen Anteil an der Pflege haben, im Mittelpunkt. Ziel ist, Pflegebedürftige optimal und auf ihre individuelle Situation zugeschnitten zu versorgen. Die Wahl für das erste regionale Pflegekompetenzzentrum fiel auf Nordhorn, weil dort die Voraussetzungen ideal und bereits ausgeprägte, gut funktionierende Pflegestrukturen vorhanden sind. Gleichzeitig ist die Gegend als ländliche Region geeignet, um die Vorteile der Vernetzung im ReKo erproben zu können. Die in der Modellregion Landkreis Grafschaft Bentheim/Landkreis Emsland ansässige Gesundheitsregion EUREGIO ist der ideale regionale Partner für die DAK-Gesundheit und die Universität Osnabrück.

Dreh- und Angelpunkt des Projekts sind die Case Managerinnen und Case Manager. Sie arbeiten dezentral bei den beteiligten Kooperationspartnern und sorgen für eine professionelle Organisation von Pflegeleistungen, Terminen und Schnittstellen, etwa zwischen Krankenhäusern und Pflegediensten. So können beispielsweise Drehtüreffekte vermieden werden, was zu einer Steigerung der Lebensqualität der Pflegebedürftigen führt. Auch die Angehörigen werden vom Case Management eingebunden und begleitet.

Das Case Management geht auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie weiter. Zu Beginn führten die Kontaktbeschränkungen dazu, dass die Pflegebedürftigen und ihre Familien zurückhaltend waren und es weniger Einschreibungen in das Projekt gab. Mittlerweile ist das Interesse wieder deutlich gestiegen, sodass derzeit knapp 300 Personen teilnehmen, die pflegebedürftig sind, in Zukunft auf Pflege angewiesen sein werden oder Angehörige pflegebedürftiger Menschen sind. Die Case Managerinnen und Case Manager lassen sich regelmäßig auf das Corona-Virus testen, sodass sie wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen und auch zu den Menschen nach Hause kommen können. Ein Grund für das gestiegene Interesse ist wohl auch, dass ehrenamtliche Angebote für pflegende Angehörige oder die Möglichkeit zum Austausch untereinander derzeit nur eingeschränkt möglich sind. Das Case Management des regionalen Pflegekompetenzzentrums ist daher für viele ein willkommener Ausgleich.

Die angestrebte Teilnehmerzahl für die derzeitige Projektphase konnte so bereits erreicht werden. Ziel ist, die Zahl der Teilnehmenden bis Anfang 2023 auf 1.200 zu erhöhen. Zusätzlich zur bereits angelaufenen praktischen Arbeit wird das ReKo auch wissenschaftlich evaluiert. Alle Teilnehmenden werden daher gebeten, einen Evaluationsbogen auszufüllen. Parallel dazu läuft eine Befragung zu Erfahrungen mit Pflegebedürftigkeit und häuslicher Pflege in einer Kontrollregion.

Die Grundlage der vernetzten Arbeit ist eine neue, sektorenübergreifende IT-Plattform, auf der alle für die Pflege einer Person relevanten Informationen zusammenlaufen. Hier können sich alle Akteure vernetzen und zum Beispiel wichtige Unterlagen wie Entlassdokumente oder Ernährungspläne austauschen. Auch pflegende Angehörige haben Zugriff auf die Plattform und finden dort umfangreiche regionale Informationen zur Pflege an einer Stelle. Als weitere Unterstützung wurden Pflegebedürftige und Angehörige bei Bedarf mit Tablets ausgestattet.

Das Regionale Pflegekompetenzzentrum wird mit zehn Millionen Euro vom Innovationsfonds der Bundesregierung unterstützt. Mit diesem Fonds fördert die Bundesregierung neue Versorgungsformen und Forschungsprojekte. Darüber hinaus besteht bei den Projektpartnern der Wunsch, das Konzept ReKo auch in anderen Teilen Deutschlands zu etablieren. Erste Gespräche mit interessierten Regionen haben bereits stattgefunden.

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© Universität Osnabrück, UWI [rerif]


Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. September 2021

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