Neuroradiologie Scan 2021; 11(03): 154-157
DOI: 10.1055/a-1462-1276
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Poster Neuroradiologie Scan 3-2021

 
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Abbildung 1: Zerebrales Lymphom als Stroke Mimic 88-jährige Patientin mit Verdacht auf Hirninfarkt und zeitlich unklarem Symptombeginn. Die Patientin war agitiert auf dem Boden liegend vorgefunden worden, ohne Reaktion auf Ansprache. Klinisch imponierte eine Blickwendung nach rechts. Die neurologische Untersuchung in der Notaufnahme ergab entsprechend der NIHSS 11 Punkte. Es wurde eine notfallmäßige CT mit nativer cCT, CTA und CTP durchgeführt. Die native cCT zeigte einen gering hyperdensen multilokulären Tumor, insbesondere kappenartig am linken Seitenventrikelvorderhorn angrenzend, sowie im Splenium corporis callosi, jeweils mit Zeichen eines geringen Umgebungsödems. Infarktfrühzeichen lagen nicht vor, ebenso konnten intrakranielle Blutungen ausgeschlossen werden. Die CTA und CTP waren ohne Nachweis von relevanten Gefäßstenosen oder territorialen Perfusionsstörungen. In den für die CTP akquirierten Schichtaufnahmen imponierte bereits in den initialen Bildern eine kräftige homogene KM-Anreicherung, korrespondierend zu den o. g. Tumormanifestationen, basierend auf der vorherigen KM-Applikation im Rahmen der CTA. Computertomografisch konnte ein ischämischer und hämorrhagischer Hirninfarkt ausgeschlossen werden. Der Tumorbefund wurde aufgrund der Lokalisationen, der Morphologie sowie des KM-Verhaltens in erster Linie als zerebrale Lymphommanifestation gewertet, welcher in der ergänzenden cMRT erhärtet wurde. Als ursächlich für die Symptomatik wurde ein epileptischer Anfall, ausgelöst durch die Tumormanifestationen, angesehen. Die erweiterte Anamnese im Verlauf ergab einen Zustand nach diffusem großzelligen B-Zell-Lymphom ca. 1¾ Jahr zuvor, mit gingivaler Manifestation, sodass in Zusammenschau von Anamnese und Befund die Diagnose eines a. e. sekundären zerebralen Lymphoms gestellt wurde.a, b Natives axiales cCT mit gering hyperdensen multilokulären Tumormanifestationen, insbesondere kappenartig dem linken Seitenventrikelvorderhorn angrenzend sowie im Splenium corporis callosi, jeweils mit Zeichen eines geringen Umgebungsödems. c T1w axiales Bild mit hypointensen Raumforderungen in bekannten Lokalisationen. d, i Axiale DWI und ADC-Karte mit korrespondierendem Nachweis von Diffusionsstörungen. e T2w axiales Bild mit geringem perifokalem Ödem. f, g In der CTP kräftige homogene KM-Anreicherung der bekannten Tumormanifestationen, basierend auf der initialen KM-Applikation im Rahmen der CTA. h Im KM-gestützen axialen T1w Bild homogene KM-Anreicherung der Tumormanifestationen. j In der SWI kein Hinweis auf eine Hämorrhagisierung. [Autoren: Dr. Nils Marencke, Dr. Naomi Larsen, Dr. Patrick Langguth, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie]
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Abbildung 2: FLAMES 12-jährige Patientin mit brachiofazialer Parese links, Kopfschmerzen und im Verlauf multiplen fokalen Anfällen. Die initiale MRT zeigte eine Diffusionsstörung im Thalamus rechts (a), die sich in der Verlaufskontrolle nicht mehr nachwiesen ließ, vereinbar mit einer postiktalen Genese. Neu fand sich eine unilaterale kortikale Schwellung rechts hemisphäral im Sinne eines vasogenen Ödems (b) mit begleitenden Diffusionsrestriktionen (c). Bei im weiteren Verlauf rezidivierenden Fieberepisoden ließ sich in einer erneuten MRT eine piale KM-Anreicherung rechts hemisphäral abgrenzen (e), sodass eine Lumbalpunktion zum Ausschluss einer Meningitis erfolgte. Hierdurch gelang der Nachweis eines entzündlichen Liquorsyndroms mit positiven MOG-Antikörpern, passend zu einer MOG-assozierten Enzephalitis (FLAMES, FLAIR-hyperintense Lesions in Anti-MOG-associated Encephalitis with Seizures) mit begleitender Meningitis. FLAMES stellt ein neu beschriebenes, seltenes klinisch-radiologisches Syndrom aus dem Formenkreis MOG-Antikörper-assozierten Erkrankungen dar. Typische klinische Befunde sind wie in unserem Fallbericht Anfälle, Kopfschmerzen, Fieber und fokale kortikale Symptome. In der MRT findet sich das Bild einer kortikalen Enzephalitis, die initial als unilateral beschrieben wurde. Allerdings erscheint sowohl eine bilaterale Manifestation als auch eine begleitende Entzündung der Meningen der steroid- sensitiven Erkrankung möglich. a In der DWI Signalanhebung im Thalamus rechts (Pfeil) mit korrespondierender Signalabsenkung in der ADC-Karte (nicht gezeigt). In der nicht abgebildeten Verlaufskontrolle ist diese Diffusionsstörung nicht mehr darstellbar und somit mutmaßlich postiktaler Genese. b, c In der FLAIR (b) zeigt sich rechts hemisphäral die für FLAMES charakteristische kortikale Schwellung und Signalanhebung. Eine korrelierende Signalanhebung findet sich in der DWI (c) rechts okzipital unter Aussparung des subarachnoidalen Raums mit entsprechender Signalabsenkung in der ADC-Karte (nicht gezeigt). d Begleitende Dilatation der Arterien im Mediastromgebiet rechts (Pfeile), am ehesten postiktal. e, f Nach KM-Gabe findet sich in der Black-Blood-Sequenz (e) ein piales Enhancement rechts hemisphäral als Korrelat einer Meningitis. Nach Steroidtherapie ist dieses in der Verlaufskontrolle (f) nicht mehr nachweisbar. [Autor: Dr. Joe-Iven Watkinson, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie]


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Article published online:
06 July 2021

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