Zusammenfassung
Einleitung Dem Iliosakralgelenk (ISG) wird in den letzten Jahren ein zunehmender Stellenwert
als Schmerzgenerator von Kreuzschmerz mit und ohne pseudoradikuläre Ausstrahlung in
die Beine zugeschrieben. Es wird heutzutage davon ausgegangen, dass bis zu 27% der
beklagten Rückenschmerzen durch Störungen im Bereich des Iliosakralgelenks generiert
werden.
Methode Übersichtsarbeit auf Grundlage einer selektiven Literaturrecherche zum ISG als möglichem
Schmerzgenerator unter Berücksichtigung der anatomischen Strukturen und der Innervation
des ISG.
Ergebnis Das ISG ist ein komplexes Gelenk im Bereich des hinteren Beckens und wird aus dem
Sakrum und dem Ilium knöchern gebildet. Das ISG ist fähig, Bewegungen mit sehr geringem
Ausmaß in allen 3 Ebenen des Raumes durchzuführen. Die Gelenkstabilität wird durch
die Form und insbesondere durch starke interossäre und extraossäre Bänder gewährleistet.
Anatomische Besonderheiten im Bereich des ISG, wie zusätzliche extraartikuläre Nebengelenke
oder Ossifikationszentren, können regelmäßig in CT-Untersuchungen beobachtet werden.
In Bezug auf die Innervation besteht weiterhin in der Literatur eine Kontroverse.
Einig ist man sich jedoch über eine dorsale Innervation des ISG aus lateralen Ästen
der dorsalen Rami der Spinalnerven S I – S III mit Anteilen von L III und L IV bzw.
S IV. Auch in den umliegenden Bändern konnten Nervenfasern und Mechanorezeptoren nachgewiesen
werden.
Schlussfolgerung Die genauere Betrachtung der Anatomie und der Innervation des ISG zeigt, dass das
ISG mehr ist als ein einfaches Gelenk. Das diffizile Zusammenspiel vom ISG mit seinen
umgebenden Strukturen lässt die Möglichkeit einer Schmerzentstehung aus diesem Bereich
und damit ggf. der umgebenden Strukturen plausibel erscheinen und sollte zwingend
bei der Diagnostik und Behandlung von Kreuz- bzw. Beinschmerz miteinbezogen werden.
Die Literatur zeigt eine Reihe nachvollziehbarer Erklärungsmodelle für das ISG als
Schmerzgenerator. Das Wissen um die besondere Anatomie, die komplexe Innervation sowie
die spezielle und z. T. sehr individuelle Funktionalität dieses Gelenks erlauben ein
besseres Verständnis assoziierter Pathologien und Beschwerden.
Schlüsselwörter
Iliosakralgelenk - Rückenschmerz - Anatomie Becken