Dialyse aktuell 2021; 25(05/06): 208
DOI: 10.1055/a-1385-5427
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COVID-19 und Nephrologie

Benno Kitsche
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Dr. med. Benno Kitsche, Köln

Wir befinden uns im 16. Monat am Ende der 3. Welle der SARS-CoV-2-Pandemie. Noch am 31.03.2020 sah der Bundesgesundheitsminister keinen Grund zu der von Ärzten geforderten Maskenpflicht und wurde vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten darin unterstützt. Erst hieß es „auf Sicht fahren“, später „Bundesnotbremse“ mit nächtlichen Ausgangssperren, Maskenpflicht und schleppendendem Vorankommen bei den Impfungen. Dabei müsste bereits die 3. Impfung geplant werden – die Delta-Variante breitet sich aus. Nun spricht der Bundesgesundheitsminister vom „Sorgenherbst“. Trotz großer Anstrengung der nephrologischen Community unter Federführung der DGfN gelang es nicht, unsere hoch gefährdeten Patienten, die ihre lebensnotwendige Therapie nicht einfach pausieren können, bei der Impfreihenfolge in die erste Prioritätsstufe zu bekommen. Politische Bekenntnisse zur systemrelevanten Stellung der Pflege (dazu gehört auch die Pflege in ambulanten Dialysezentren) führten nicht dazu, diejenigen, die täglich die lebensnotwendige Behandlung der Patienten unter großen hygienischen und logistischen Herausforderungen sicherstellten, bei der Impfpriorisierung oder den staatlichen Corona-Prämien einzubeziehen.

In dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ berichten Ihnen unsere Kolleginnen und Kollegen aus ärztlicher und pflegerischer Sicht von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungen, die sie in den verschiedensten Einrichtungen der stationären und ambulanten Versorgung von nierenkranken Patienten in der Pandemie gemacht haben.

Prof. Dr. Ulrich Frei, Seniorprofessor der Charité Berlin und deren Vorstand bis zum 31.12.2020, beschreibt mit großer Kenntnis der stationären und ambulanten Versorgung, wie auch mit politischer und wissenschaftlicher Expertise, die deutsche COVID-19-Landschaft der letzten Monate. Stichworte sind extremer Personalmangel in der Pflege und die wichtige Rolle der Nephrologie in der Pandemie. Ökonomie darf nicht die einzige Maxime bei der Planung des Gesundheitswesens sein.

Prof. Dr. Markus van der Giet, Berlin, beschreibt die Situation aus der Sicht eines Nephrologen und Intensivmediziners in der Charité Berlin. Er weist auf die hohe Inzidenz des akuten Nierenversagens bei an COVID-19 erkrankten Patienten auf den Intensivstationen und die hohe Sterblichkeit hin.

Dr. Thomas Weinreich, Villingen-Schwenningen, beschreibt mit seinen Kollegen die Herausforderungen eines großen, überregionalen ambulanten Nierenzentrums in der Pandemie. Ambulante Dialyseeinrichtungen erbringen den Großteil der Versorgung der dialysepflichtigen Patienten mit der lebensnotwendigen Nierenersatztherapie. Im Falle einer Infektion tragen die Patienten mit Abstand das höchste Mortalitätsrisiko aller prädisponierenden Erkrankungen.

Ina Wiegard-Szramek, Essen, und Kollegen aus dem Fachverband nephrologischer Berufsgruppen (fnb e. V.) beschreiben die Herausforderungen und Besonderheiten für die nephrologische Pflege in 4 Kapiteln aus jeweils anderen Wirkungsstätten (Universitätsklinik Essen, Helios Uniklinikum Wuppertal, PHV Dialysezentrum am Uniklinikum Gießen-Marburg, Weiterbildungsstätte nephrologischer Zentren Rhein-Ruhr Essen).

Cornelia Mikut, Bad Laer, et al. berichten über ihre Idee, erstmalig eine Online-Schulung mit praktischem Schwerpunkt zu entwickeln. Es gelang Frau Mikut zusammen mit dem Bildungszentrum des KfH und dem hohen Einsatz engagierter Kolleginnen und Kollegen, die Skepsis zu überwinden und ihre Idee erfolgreich umzusetzen.

Im Journal-Club erfahren Sie schließlich, wie in der Pandemie die Peritonealdialyse als akutes Nierenersatzverfahren auf der Intensivstation einer New Yorker Klinik mit Erfolg eingesetzt wurde. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und eine interessante Lektüre!



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Article published online:
14 July 2021

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