Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2021; 28(02): 43-44
DOI: 10.1055/a-1382-1328
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Simultane Ebolaausbrüche in Zentral- und Westafrika

Die größte bisher registrierte Ebolaepidemie forderte in den Jahren 2013–2016 mehr als 11 300 Todesopfer in Westafrika, vor allem in den Staaten Sierra Leona, Liberia und Guinea. Nur 2 Jahre nach dem Ende dieser Epidemie begann im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo ein erneuter, verheerender Ausbruch, der bis Juli 2020 etwa 2300 Menschen das Leben kostete und sich somit zum zweitschwersten Ausbruch bisher entwickelte.

Anfang dieses Jahres traten nun in beiden Regionen fast zeitgleich unabhängig voneinander erneute Ebolafälle auf.

Ausbruch im südlichen Guinea

In Guinea ist dieselbe Region betroffen, in der auch 2013 die große Epidemie begann: Im Süden des Landes, nahe den Grenzen zu Liberia und zu Côte d‘Ivoire, verstarb Ende Januar eine Krankenschwester an den Folgen einer Ebolaerkrankung. Infiziert hatte sie sich möglicherweise bei der Pflege einer Familienangehörigen, die bereits im Dezember an ungeklärter Ursache verstorben war. Während die Erkrankung dieser Familienangehörigen jedoch anscheinend höchstens diese eine Infektion nach sich gezogen hat, begann nach dem Tod der Krankenschwester ein größerer Ausbruch: Mindestens 8 Personen, die der Beerdigung der Frau beiwohnten, erkrankten in der Folge ebenfalls, 3 von ihnen überlebten die Infektion nicht. Bis Mitte März stieg die Fallzahl bei diesem Ausbruch auf insgesamt 18, darunter 9 Todesopfer. Mindestens 400 Kontaktpersonen werden derzeit überwacht.


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Ausbruch in der kongolesischen Region Nord-Kivu

Mehr als 3000 km von diesem Ausbruch entfernt, in der kongolesischen Region Nord-Kivu, wurden seit Anfang Februar ebenfalls 11 Infektionen registriert, 4 der Betroffenen verstarben an den Folgen. Bei dem Indexfall hier handelt es sich um die Frau eines Mannes, der vergangenes Jahr eine Ebolainfektion überlebt hatte. Da aus früheren Studien bekannt ist, dass Ebolaviren im Samen mehrere Monate lang nachweisbar sind (in Einzelfällen sogar mehr als ein Jahr), wird vermutet, dass die Infektion hier über den genesenen Ehemann erfolgte, auch wenn dieser bereits seit 6 Monaten Ebola-negativ ist. Die Frau war nach dem Auftreten der ersten Symptome in 3 verschiedenen Einrichtungen in unterschiedlichen Bezirken behandelt worden, sodass von einem hohen Infektionsrisiko für zahlreiche weitere Menschen ausgegangen wird. Derzeit stehen etwa 300 bekannte Kontaktpersonen unter Beobachtung.


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Impfkampagnen zur Eindämmung sind gestartet

Es ist das erste Mal, dass die Welt zeitgleich mit 2 verschiedenen Ausbrüchen von Ebola konfrontiert ist und das auch noch inmitten der COVID-19-Pandemie. Dementsprechend knapp sind die Ressourcen der Hilfsorganisationen. Nichtsdestotrotz gelang es in beiden Regionen, innerhalb weniger Tage Massenimpfungen zu starten. Besonders wichtig ist dies in Guinea, wo – im Gegensatz zum Kongo – erstmals großflächig Impfungen zum Einsatz kommen. Gerade dort ist jedoch die Impfbereitschaft momentan noch sehr gering, da die lokale Bevölkerung aufgrund der noch recht niedrigen Fallzahlen teilweise nicht an einen Ebolaausbruch glaubt. Wie auch in der Vergangenheit scheint also Aufklärung und die Akzeptanzbildung in der Bevölkerung der entscheidende Faktor für die Eindämmung der Ausbrüche zu werden.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. April 2021

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