Z Orthop Unfall 2022; 160(04): 422-430
DOI: 10.1055/a-1373-6564
Original Article/Originalarbeit

Die distal gestielte Musculus-peroneus-brevis-Lappenplastik zur Defektdeckung an der unteren Extremität bei multimorbiden, schwer kranken Patienten

Article in several languages: English | deutsch
Cornelius Dieter Schubert
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
,
Jochen von Freyhold-Hünecken
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
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Thomas Bittrich
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
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Marie Luise Onken
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
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Laura Tomala
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
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Vladan Montenegro
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
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Jörg Elsner
Department of Plastic, Aesthetic, Reconstructive and Hand Surgery, Asklepios Hospital Harburg, Hamburg, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Die Rekonstruktion von Weichteildefekten der distalen unteren Extremität erweist sich insbesondere bei multimorbiden, älteren, schwer kranken Patienten aufgrund dünner und straffer lokaler Haut-Weichteil-Verhältnisse bei erhöhtem perioperativem Risiko als besondere klinische Herausforderung. Die distal gestielte M.-peroneus-brevis-Lappenplastik (DMPB) stellt hier als lokale, an Rr. musculares der A. fibularis gestielte Muskellappenplastik eine zielführende chirurgische Option dar. Ziel dieser Studie war es, den Einsatz dieser Lappenplastik zur Defektdeckung an der unteren Extremität insbesondere bei älteren, multimorbiden und schwer kranken Patienten zu evaluieren und zu quantifizieren.

Material und Methoden Mittels retrospektiver Single-Center-Studie im Untersuchungszeitraum vom 01.04.2014 bis 31.12.2019 wurde die Eignung der DMPB zur Defektdeckung an multimorbiden, älteren, schwer kranken Patienten (Einschlusskriterien: ≥ 3 Vorerkrankungen, Patientenalter: ≥ 55 Jahre, ASA-Status: ≥III) evaluiert. Im Rahmen einer SAP-Aktenanalyse wurden anhand von 18 Kriterien Patientendetails, Ausmaß der Multimorbidität, Defektbeschaffenheit, klinisches Behandlungsergebnis sowie Komplikationen untersucht.

Ergebnisse 10 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 72,6 Jahren, durchschnittlich 8,5 Vorerkrankungen und einem ASA-Status von durchschnittlich 3,1 erfüllten die Einschlusskriterien. Chronische Ulzera (n = 5) und Haut-Weichteil-Defekte als Folge von Frakturen (n = 3) jeweils mit frei liegenden Sehnen, Knochen, Gelenkkapseln oder einem frei liegenden Gelenk stellten die führenden Defektursachen dar. Wurde eine DMPB durchgeführt, so war die Erfolgsrate 100% (kein Partial- oder Totalverlust) bei zugleich kurzer OP-Dauer (durchschnittlich 103 min) und kurzem postoperativen Krankenhausaufenthalt (durchschnittlich 11 d). Bei 2 Patienten (20%) musste intraoperativ der Entschluss gegen eine DMPB gefasst und eine alternative Deckungsoption gewählt werden. Gründe hierfür waren Muskelminderperfusion oder fettige Degeneration des M. peroneus brevis.

Schlussfolgerung Die DMPB eignet sich insbesondere bei älteren, multimorbiden und schwer kranken Risikopatienten zur einfachen, schnellen und sicheren Defektdeckung im Bereich der unteren Extremität. Im Falle eines insuffizienten M. peroneus brevis sollte jedoch konsequent der intraoperative Entschluss gegen eine Defektdeckung durch eine DMPB und für eine alternative Deckungsoption getroffen werden.



Publication History

Article published online:
19 April 2021

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