CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(08): 966-978
DOI: 10.1055/a-1345-8733
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit

Kardiovaskuläre Risikoreduktion bei Frauen mit Zustand nach hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen – eine prospektive, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie

Article in several languages: English | deutsch
Marcus Riemer
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
2   Klinik für Geburtshilfe, Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Halle, Germany
,
Stephan Schulze
3   Department für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Lisa Wagner
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Manon Richter
4   Institut für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Gertrud Ayerle
5   Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Andreas Simm
6   Universitätsklinik für Herz- und Thoraxchirurgie Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Sven Seeger
2   Klinik für Geburtshilfe, Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Halle, Germany
,
René Schwesig
3   Department für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Michael Tchirikov
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
,
Gregor Seliger
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Germany
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Frauen mit Z. n. hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen haben ein deutlich erhöhtes Lebenszeitrisiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Die arterielle Steifigkeit gilt dabei als ein Zielparameter für die Reduktion des kardiovaskulären Risikos und kann durch Lebensstilveränderungen modifiziert werden.

Methoden Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie wurde beginnend 6 Wochen post partum der Effekt einer Ernährungsintervention kombiniert mit einem 6-monatigen intensiven Herz-Kreislauf-Trainingsprogramm auf die arterielle Steifigkeit mittels Pulswellengeschwindigkeit (PWV) bei 38 Frauen mit schwerer hypertensiver Schwangerschaftserkrankung ([Pfropf-]Präeklampsie und/oder HELLP-Syndrom) untersucht. Ebenso wurde als Referenz eine Gruppe mit postpartalen Frauen ohne Schwangerschaftskomplikationen oder bekanntem kardiovaskulären Risiko gebildet und die arterielle Steifigkeit mittels PWV am Entbindungszeitpunkt untersucht. Die PWV wurde in der Interventions- und Kontrollgruppe innerhalb einer Woche nach Entbindung sowie nach 32 Wochen (6 Wochen + 6 Monate) bestimmt. Zusätzlich wurde eine Machbarkeitsanalyse durchgeführt.

Ergebnisse 29 von 38 Frauen mit schwerer hypertensiver Schwangerschaftserkrankung sowie 38 postpartale Frauen der Referenzgruppe wurden in die Analyse eingeschlossen (Interventionsgruppe n = 14; Kontrollgruppe n = 15; Referenzgruppe n = 38). Die Adhärenz zur a) Ernährungsberatung und b) dem intensiven Herz-Kreislauf-Trainingsprogramm betrug 73% bzw. 79%. Es zeigte sich ein klinisch relevanter Unterschied (d = 0,65) in der Pulswellengeschwindigkeit nach 6 Monaten zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe (6,36 ± 0,76 vs. 7,33 ± 2,25 m/s; Gruppe × Zeit: p = 0,632). Die PWV der Interventionsgruppe entsprach am Studienende der Referenzgruppe (6,36 ± 0,76 m/s vs. 6,5 ± 0,70; d = 0,19), währenddessen sich die Werte der Kontrollgruppe deutlich von selbiger unterschieden (7,33 ± 2,25 m/s; d = 0,56).

Schlussfolgerung Die Studie dokumentiert die Machbarkeit einer Lifestyleintervention mit körperlichem Training nach dem Wochenbett (Start 6 Wochen post partum). Dabei zeigte die Intervention einen relevanten klinischen Effekt durch Senkung der arteriellen Steifigkeit auf das Niveau der Referenzgruppe. Bevor diese Intervention in den Versorgungs- und Präventionsstandard übernommen werden kann, müssen Follow-up-Studien diese Ergebnisse und mittelfristige Effekte auf das kardiovaskuläre Risiko bestätigen.



Publication History

Received: 06 July 2020

Accepted after revision: 31 December 2020

Article published online:
09 August 2021

© 2021. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commecial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/)

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany