Sportphysio 2021; 09(02): 56-58
DOI: 10.1055/a-1338-7469
Research

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Patellofemorale Schmerzen

Edukation und Behandlung ist „Wait and see“-Ansatz überlegen

Patellofemorale Schmerzen (PFP) gehören zu den häufigsten Kniebeschwerden bei Personen zwischen 10 und 50 Jahren. PFP beeinträchtigen die Funktion, die Fähigkeit zur Teilnahme an Freizeitaktivitäten, Arbeit und Sport und reduzieren die Lebensqualität. Die Diagnose wird gestellt, wenn Patienten bei alltäglichen Aktivitäten wie Treppensteigen, Hocken oder Laufen Schmerzen um oder hinter der Kniescheibe haben. Ähnlich wie bei Rückenschmerzen sind PFP durch ein hohes Maß an Persistenz und Wiederauftreten der Symptome gekennzeichnet. Bei fast 40 % der Patienten mit PFP treten die Symptome auch nach 2 Jahren noch auf, was mit einer häufigen Einnahme von Schmerzmitteln, einer Verringerung des körperlichen Aktivitätsniveaus und einer geringen Lebensqualität verbunden ist. In der Praxis werden viele verschiedene Behandlungen eingesetzt, um Patienten mit PFP zu helfen.

Deshalb verglichen Wissenschaftler, wie wirksam die Behandlungen für PFP sind. Die Suche beinhaltete 7 Datenbanken, 3 graue Literaturquellen und 4 Studienregister. Die Autoren schlossen 22 Studien mit 48 Behandlungsgruppen ein, davon wiesen ca. 10 (45 %) ein hohes Risiko der Verzerrung auf. Insgesamt stuften sie die Evidenz als niedrig bis sehr niedrig ein.

Edukation in Kombination mit einer physiotherapeutischen Behandlung (Übungen, Taping/Mobilisation der Patella) oder Orthesen ist am ehesten nach 3 Monaten wirksam. Nach 12 Monaten scheint die Edukation vergleichbar mit Edukation in Kombination mit einer physiotherapeutischen Behandlung zu sein. Die Edukation in allen Studien umfasste Informationen über PFP, Schmerzen und Anleitungen zum Umgang mit Aktivität im Zusammenhang mit Schmerzen, ohne dass alle körperlichen Aktivitäten unterlassen werden mussten. Das Übungsprogramm umfasste hauptsächlich kräftigende Übungen für das Hüft- oder/und Kniegelenk. Dies gibt Therapeuten die Möglichkeit, gemeinsam mit den Patienten ein individuelles Programm zu erstellen. Es gab keine ausreichende Evidenz, um eine bestimmte Art der physiotherapeutischen Behandlung gegenüber einer anderen zu empfehlen. Alle Behandlungen waren einem Abwarten nach 3 Monaten überlegen, und die Autoren raten von einem „Wait and see“-Ansatz ab.

FAZIT

Die Autoren fassen zusammen, dass die Kombination von Edukation und Übungen effektiver für eine Verbesserung nach 3 Monaten sein könnte, als abzuwarten. Dies steht im Einklang mit einer aktuellen Konsenserklärung von Experten auf dem Gebiet der PFP, die Übungen, Orthesen, Manuelle Therapie und kombinierte Behandlungen bei der Therapie empfehlen. Es gibt jedoch keine ausreichende Evidenz, um eine bestimmte Art der physiotherapeutischen Behandlung oder eine Kombination von physiotherapeutischen Behandlungen gegenüber einer anderen zu empfehlen. Alle analysierten Behandlungen waren dem „Abwarten“ überlegen – einer gängigen Erstlinienbehandlung, die derzeit häufig noch von Allgemeinärzten durchgeführt wird.

AUF EINEN BLICK

Design: Systematisches Review mit Metaanalyse (Living systematic review with network meta-analysis)

Teilnehmer: 22 RCTs mit insgesamt 1472 Patienten mit PFP für mehr als 6 Wochen

Parameter: Wirksamkeit der Behandlung gegen PFP

Resultate: Edukation in Kombination mit physiotherapeutischer Behandlung (Übungen, Orthesen oder Taping/Mobilisation der Patella) ist nach 3 Monaten am ehesten wirksam. Nach 12 Monaten ist Edukation allein vergleichbar mit Edukation in Kombination mit der physiotherapeutischen Behandlung.

Katrin Veit

Winters M, Holden S, Lura CB et al. Comparative effectiveness of treatments for patellofemoral pain: A living systematic review with network meta-analysis. Br J Sports Med 2020; doi: 10.1136/bjsports-2020–102819


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Publication History

Article published online:
07 May 2021

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