Rehabilitation (Stuttg) 2021; 60(03): 167
DOI: 10.1055/a-1337-7669
Buchbesprechung

Spiegel der tatsächlichen Praxisbedarfe

Contributor(s):
Christiane Tilly
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Die Begegnung mit Patient/innen mit Burnout und Mobbingerfahrungen ist Alltag für Fachleute, die in der psychosomatischen Medizin und Rehabilitation tätig sind. Das Leiden der Betroffenen ist nicht selten der Beginn schwerer psychischer und psychosomatischer Erkrankungen und damit assoziierter Arbeitsunfähigkeit, bis hin zur vorzeitigen Erwerbsminderungsrente. Auch wenn Burnout und Mobbingerfahrungen keine klassifizierten Störungsbilder nach den derzeit gültigen Kriterienkatalogen (ICD-10/DSM 5) sind, verlangt die Praxis eine Behandlung der Betroffenen. Wie Fachleute sich in derartigen Fällen und anderen Spannungsfeldern zwischen Praxisrealität und versorgungs- sowie organisationsstrukturellen Gegebenheiten sicherer bewegen können, dazu stellt das Buch von Volker Köllner und Markus Basler wichtige Informationen bereit. Zu einem breiten Themenspektrum kommen im Herausgeberwerk namhafte Autor/innen zu Wort. Das Buch richtet sich dabei nicht allein an Fachleute aus dem Bereich der psychosomatischen Medizin und Rehabilitation, sondern gleichermaßen auch an Student/innen, Auszubildende in Gesundheitsfachberufen und interessierte Betroffene sowie ihre Angehörigen.

In derzeit 210 psychosomatischen Behandlungseinrichtungen werden jährlich etwa 150 000 Menschen behandelt. Das Spektrum an Indikationen und Fragestellungen ist dabei breit gefächert. Im Handbuch wird ein Bogen gespannt von historischen Grundlagen der Psychosomatik und psychosomatischen Rehabilitation über Problemfelder, Schnittstellen und Versorgungsstrukturen, hin zu Nachsorgeangeboten für psychosomatische Patient/innen und schließlich zur Evaluation der Versorgungspraxis. Die Herausgeber stellen abschließend in einem Ausblick Überlegungen zur psychosomatischen Rehabilitation im Jahr 2030 an. Sie problematisieren darin unter anderem die COVID-19 Pandemie, die auch den Praxis- und Forschungsbereich der psychosomatischen Rehabilitation vor noch nicht abschätzbare Herausforderungen stellen wird.

Die klare Kapitelstruktur und Benutzer/innenhinweise sind für die Anwendung in der Praxis besonders hilfreich. Merksätze, Auszüge aus Gesetzestexten und Leitlinien sowie Fallbeispiele und Tipps der jeweiligen Autor/innen sind in Kastenformaten zusammengefasst und erleichtern die Reflektion und den Praxistransfer des Gelesenen.

Der Anspruch der Herausgeber war es, eine „Bauanleitung“ für Fachleute, die ihre Tätigkeit im Bereich der psychosomatischen Rehabilitation beginnen, bereit zu stellen. Dies ist auf jeden Fall gelungen, das Handbuch spiegelt die tatsächlichen Praxisbedarfe wider. Ein empfehlenswertes Buch für Fachleute, Forschende, Studierende und interessierte Laien. Es ist dem Buch darüber hinaus zu wünschen, dass es auch in die Hände von Entscheidungsträger/innen und allen denjenigen gelangt, deren Interesse darin liegt, Klinikkonzepte auf der Basis bewährten Praxiswissens mit evidenzbasierten Erkenntnissen aus der Forschung zu optimieren.

Dr. phil. Dipl. Päd. Christiane Tilly, Bielefeld



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Article published online:
29 June 2021

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