Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(01): 90
DOI: 10.1055/a-1331-4249
Mitteilungen der DGPM
Nachruf

Nachruf auf Alfons Staudach

Horst Steiner

Nachruf auf Alfons Staudach

Prof. Dr. Alfons Staudach ist nach kurzem Krankheitsverlauf für alle unerwartet aus dem Leben gerissen worden.

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Prof. Dr. Alfons Staudach

Herr Univ.-Prof. Prim. i. R. Dr. med. Alfons Staudach war ein Pionier der Pränatal- und Geburtsmedizin. Er durfte die „Gründerjahre“ mit Entwicklung von Mikroblutuntersuchung (MBU), der Kardiotokografie, des Ultraschalls und der „modernen“ Geburtshilfe erleben und sehr wesentlich beeinflussen. Er hat sich im Laufe der Jahrzehnte mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt, wie z. B. mit dem Einsatz des CTGs oder der Beckenendlagengeburt. Sein besonderes Interesse lag in der Ultraschalldiagnostik. Die technische Entwicklung begleitete er stets mit aktiven klinischen Tests in reger interaktiver Diskussion mit den Ingenieuren. Seine Habilitationsschrift ist als Buch über die „Fetale Anatomie im Ultraschall“ publiziert. Gemeinsam mit Prof. Dr. Manfred Hansmann und Prof. Dr. Bernhard-Joachim Hackelöer publizierte er die „Ultraschalldiagnostik in Geburtshilfe und Gynäkologie“, ein Buch, das wohl das Lehrbuch und Nachschlagewerk sehr vieler Kolleginnen und Kollegen im gesamten deutschsprachigen Raum gewesen ist. Seine rege praxisorientierte Lehr- und Vortragstätigkeit hat ihm v. a. im deutschsprachigen Raum den Ruf eines anerkannten Experten eingebracht.

Alf Staudach war immer mit Leib und Seele Kliniker. Er war einer der wenigen, die das gesamte Fachgebiet kompetent durchdrungen haben. Daher war er im Laufe des Lebens zu verschiedensten Themen aus Geburtshilfe und Gynäkologie ein gerne eingeladener Vortragender. Er konnte zu Ultraschallthemen aus der Fehlbildungsdiagnostik genauso gut mit interessanten klinischen Fallbeispielen referieren wie beispielsweise zu Extrauteringravidität oder Ultraschall im Kreißsaal. Dieses Wissen hat er auch immer bereitwillig weitergegeben, SchülerInnen an der Klinik persönlich angeleitet und im Fortbildungs- und Kongresswesen didaktisch brillant referiert. Er wurde auch immer wieder als Diskutant bei kontroversen Fragen geschätzt. Im Publikum meldete er sich bei Vorträgen gerne auch als Advokat der niedergelassenen FachärztInnen und hat dadurch große Sympathien erlangt.

Prof. Staudach war in verschiedenen Fachgesellschaften im Vorstand tätig, bspw. als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM), Mitbegründer des Stufe-3-Gremiums unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), er hat sich dafür eingesetzt, dass wir länderübergreifend diskutieren und gemeinsame Standards festlegen. Später fungierte er auch als Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und war Vorstandsmitglied der Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique (FIGO). In all diesen Fachgesellschaften war es ihm ein Anliegen, dass das Gesamtsystem von der Betreuung in der Praxis bis hin zur Universitätsklinik ineinandergreift und so das Maximum zum Wohl unserer Patientinnen und deren ungeborener Kinder getan wird.

Jeder, der ihn gekannt hat, sah sich einem Menschen gegenüber, der einen äußerst kritischen und wachen Geist aufwies und mit großem Charisma zu motivieren verstand. Aus zahllosen Wortmeldungen kurz nach seinem Ableben ist mir noch einmal bewusst geworden, welches Ansehen Prof. Staudach auch noch 10 Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Klinikleben genossen hat. Nicht zuletzt verlieren wir auch einen treuen Freund, der immer aufrecht und geradlinig seinen Weg gegangen ist. Alf Staudach hat seine Spuren in unserer wissenschaftlichen Gemeinschaft hinterlassen, wir werden uns regelmäßig an ihn erinnern.

Univ. Prof. Dr. med. Horst Steiner, Salzburg



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Article published online:
18 February 2021

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