CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): 679-698
DOI: 10.1055/a-1326-1792
GebFra Science
Review/Übersicht

Entscheidungshilfen zu präventiven Handlungsalternativen für BRCA1/2-Mutationsträgerinnen: eine systematische Übersicht

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Lisa Marlene Krassuski
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
,
Sibylle Kautz-Freimuth
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
,
Vera Vennedey
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
,
Kerstin Rhiem
2   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Universitätsklinikum Köln, Köln
,
Rita K. Schmutzler
2   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Universitätsklinikum Köln, Köln
,
Stephanie Stock
1   Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Einleitung Frauen mit einer pathogenen BRCA1/2-Mutation haben ein deutlich erhöhtes Lebenszeitrisiko, an Brust- und/oder Eierstockkrebs zu erkranken. Als derzeitige präventive Handlungsalternativen werden ein intensiviertes Brustkrebs-Früherkennungsprogramm und risikoreduzierende Operationen angeboten. Vor der Entscheidung für eine Option müssen medizinische und persönliche Faktoren wie die Lebenssituation und individuelle Präferenzen sorgfältig abgewogen werden. Um BRCA1/2-Mutationsträgerinnen während ihres Entscheidungsfindungsprozesses zu unterstützen, werden international Entscheidungshilfen eingesetzt. In dieser Studie werden diese erstmals strukturiert analysiert und auf ihre Übertragbarkeit auf den deutschen Kontext geprüft.

Material und Methoden Es wurden eine systematische Literaturrecherche in 5 elektronischen Datenbanken sowie eine Handsuche durchgeführt. Die identifizierten Entscheidungshilfen wurden bezüglich formaler Kriterien, medizinischer Inhalte und ihrer Qualität bewertet. Die qualitative Bewertung erfolgte mithilfe der Kriterien der International Patient Decision Aid Standards Collaboration (IPDASi v4.0), mit denen verschiedene Dimensionen überprüft wurden (z. B. Informationen, Wahrscheinlichkeiten, Wertevorstellungen).

Ergebnisse Es wurden 20 Entscheidungshilfen eingeschlossen, die zwischen 2003 und 2019 in Australien (n = 4), Großbritannien (n = 3), Kanada (n = 2), den Niederlanden (n = 2) und den USA (n = 9) veröffentlicht wurden. Neun richten sich an BRCA1/2-Mutationsträgerinnen, 11 schließen weitere Risikogruppen ein. 18 beinhalten als Entscheidungsoptionen risikoreduzierende Operationen, 14 benennen Früherkennungsverfahren für Brust- und/oder Eierstockkrebs, 13 beschreiben die Möglichkeit der medikamentösen Prävention mittels selektiver Östrogenrezeptor-Modulatoren oder Aromatase-Inhibitoren. Neun der 20 Entscheidungshilfen erfüllen grundlegende Qualitätskriterien (IPDASi v4.0-Qualifizierungskriterien).

Schlussfolgerung Formal können internationale Entscheidungshilfen als Grundlage für eine deutsche Entscheidungshilfe für BRCA1/2-Mutationsträgerinnen dienen. Inhaltlich weichen sie teils deutlich von den Empfehlungen deutscher Leitlinien ab. Nur wenige erreichen eine hohe Qualität.

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Publikationsverlauf

Eingereicht: 07. August 2020

Angenommen nach Revision: 29. November 2020

Artikel online veröffentlicht:
21. Juni 2021

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