Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin 2021; 35(01): 17-22
DOI: 10.1055/a-1322-0826
Ganzheitlicher Exkurs

Ethisch vertretbare Tierhaltung – Von der Notwendigkeit neue Wege zu gehen

Ethical livestock farming: Breaking new ground
Cäcilia Brendieck-Worm
,
Uli Spielberger

Zusammenfassung

Eier- und Geflügelfleisch werden aktuell weltweit mit genetisch stark eingeschränkten, hochspezialisierten Hybridzuchtlinien produziert. Das hat zur fast vollständigen Konzernabhängigkeit sowohl der konventionellen als auch der meisten Bio-Betriebe geführt. Die einseitige Zucht auf Höchstleistung ist aus ethischer Sicht ein Irrweg. Sie beeinträchtigt die Gesundheit der Tiere und bedingt das Töten von Millionen Küken. Dies ist weder mit geltenden tierschutzrechtlichen Bestimmungen noch mit dem Wertekanon der Bio-Branche vereinbar. Einen Ausweg aus der Misere böte der Einsatz moderner Zweinutzungshühner, bei denen Legeleistung und Fleischansatz ohne Hochleistung harmonisch kombiniert sind. Dieses Ziel ist jedoch nur durch grundlegende Änderungen bei der Zucht und Haltung von Hühnern zu erreichen. Zudem bedarf es der Unterstützung durch die Politik und durch die Verbraucher.

Seit fast 100 Jahren wird in der Tierproduktion auf spezialisierte Hybrid-Zuchtlinien gesetzt. Das hat bei Eier- und Geflügelfleischproduzenten zu nahezu vollständiger Abhängigkeit von wenigen Großkonzernen geführt. Unter tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten sind Eier- und Geflügelfleischproduktion in ihrer jetzigen Form nicht vertretbar. Die einseitige Zucht auf Höchstleistung ist aus ethischer Sicht ein Irrweg, da er die Gesundheit der Tiere beeinträchtigt und das Töten von Millionen Küken bedingt. In diesem Artikel wird die aktuelle Situation dargestellt und es werden Initiativen vorgestellt, die grundlegende Verbesserungen bei der Eier- und Geflügelfleischproduktion vorantreiben.

Summary

Eggs and poultry meat are currently produced worldwide with highly specialized hybrid breeding lines that are strictly genetically restricted. This has led to quasi-dependence of groups of companies on conventional as well as mostly organic farms. From an ethical point of view, one-sided breeding for maximum output is abhorrent. It affects animal health and causes the killing of millions of chicks. This is neither compatible with the prevailing animal welfare regulations nor with the set of values of the organic farming. A way out of the quagmire would be the harmonization of modern dual-purpose chicken breeds for both eggs and meat without resort to breeding for maximum output. However, this objective can only be achieved through fundamental changes in the breeding and rearing of chickens. Last but not least, dual-purpose chicken breeding requires political and consumer support to take off.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Februar 2021

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