Die Wirbelsäule 2021; 5(01): 62-63
DOI: 10.1055/a-1311-2842
Mitteilungen der DWG

Bericht des Generalsekretärs

Das letzte Jahr wird uns wohl allen für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Die Covid-19 Pandemie hat unser Leben in nie gekannter Weise dominiert. Das betrifft natürlich auch unsere Fachgesellschaft. Im Februar 2020 hatten wir unsere erste Vorstandsitzung des Jahres in Frankfurt. Ich habe mich gewundert, warum es auf dem Flughafen in Frankfurt so leer ist, und wir haben uns auf der Sitzung kurz über das Coronavirus unterhalten. Keiner von uns konnte ahnen, wie sehr dieses Virus im Verlauf des weiteren Jahres auch die Geschicke der DWG beeinflussen würde.

Als Fachgesellschaft leben wir vor allem von den persönlichen Kontakten mit den Kolleginnen und Kollegen. Das betrifft die Vorstandssitzung genauso wie die Treffen der Kommissionen, die Fortbildungskurse und vor allem unsere Jahrestagung. Bis auf wenige Ausnahmen haben all diese Veranstaltungen „digital“ stattgefunden. Wir alle haben im letzten Jahr viel dazu gelernt, was E-Learning, Webinare, Zoom, WebEx, Microsoft Teams, digitale Kongresse und ähnliches angeht. Das ist sicher eine der wenigen guten Seiten der Pandemie. Vieles davon wird bleiben. Auch wenn die Pandemie vorbei ist, werden unsere Kongresse zukünftig mehr digitale Beiträge enthalten. Es ist durchaus sinnvoll, dass ein Referent nicht über den Atlantik fliegen muss, um eine 30-minütige Keynote Lecture zu halten. Auf der anderen Seite ist es nicht nur dieser Vortrag, sondern eben auch das Gespräch in den Pausen und am Abend, was den Reiz unserer Tagungen ausmacht. Mir persönlich hat gerade dieser direkte zwischenmenschliche Kontakt im letzten Jahr sehr gefehlt und ich hoffe, dass wir in diesem Jahr zumindest teilweise zu der Normalität unseres gesellschaftlichen Lebens zurückkehren können.

Auch wenn Sie diesen Bericht erst im Januar 2021 lesen, habe ich ihn aus redaktionellen Gründen schon im November schreiben müssen. Bislang konnte ich immer sicher sein, dass wir auf eine erfolgreiche Jahrestagung mit vielen interessanten persönlichen Begenungen zurückblicken werden. In diesem Jahr kann ich mir noch nicht genau vorstellen wie unsere erste digitale Jahrestagung in der Geschichte der DWG ablaufen wird. Was ich aber jetzt schon sagen kann ist, dass sich alle Beteiligten größte Mühe gegeben haben, Ihnen unter den gegebenen Umständen die bestmögliche Tagung zu präsentieren. Hier möchte ich vor allem Frank Kandziora nennen, der als Präsident die DWG hervorragend durch dieses schwierige Jahr geführt hat. Innerhalb weniger Monate musste ein völlig neues Konzept für unsere Jahrestagung entwickelt werden. Darüber hinaus geht mein Dank an die Programmkommission unter dem Vorsitz von Peter Vajkoczy und unseren langjährigen Partner Conventus, für den die Pandemie als Kongressveranstalter eine enorme Herausforderung darstellt.

Die Entwicklung der Mitgliederzahl war auch in diesem Corona-Jahr weiter positiv. Stand November 2020 haben wir 2345 Mitglieder. Wir sind damit weiterhin die mit Abstand größte nationale Fachgesellschaft für Wirbelsäulenerkrankungen in Europa. Es gibt viele Länder innerhalb der EuSSAB der EUROSPINE (European Spine Societies Advisory Board), die auf unsere Aktivitäten schauen und für die die DWG eine Art Taktgeber ist. Das gilt vor allem für eines unserer wichtigsten Projekte, die Implementierung einer Zusatzweiterbildung „Spezielle Wirbelsäulenchirurgie“. Sie finden in diesem Heft einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema, so das ich mich in meinem Bericht kurzfassen kann. Der aktuelle Stand in der Implementierung der Zusatzweiterbildung ist so, dass wir mit unserem Vorhaben bereits im Themenspeicher der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer sind. Zur Umsetzung sind wir aber unbedingt auf die Unterstützung durch unsere Muttergesellschaften (DGOU und DGNC) angewiesen. Bei der DGNC hat es im vergangenen Jahr im Rahmen der Mitgliederversammlung eine große Unterstützung durch die neurochirurgischen Kolleginnen und Kollegen geben. Bei der DGOU sind wir weiterhin in intensiven Gesprächen. Das Konzept einer strukturierten interdisziplinären Weiterbildung ist kein deutscher Alleingang. Ähnliche Bestrebungen gibt es bereits in Japan und in der Schweiz. Und auch die nordamerikanische Fachgesellschaft (NASS) befasst sich intensiv mit einem solchen Vorhaben.

Die Basis für die Zusatzweiterbildung „Spezielle Wirbelsäulenchirurgie“ ist unsere persönliche Zertifizierung, die wir seit Jahren sehr erfolgreich betreiben. Die Ausbildung in den Fortbildungskursen wurde im vergangenen Jahr umstrukturiert. Die operativen Fortbildungskurse 1,3,4,5 und 6 wurden zu einer Woche zusammengefasst. Dabei werden die propädeutischen Grundlagen der einzelnen Kurse von den Teilnehmern vor der Kursteilnahme als E-Learning-Programm absolviert. Zur Überprüfung der vermittelten Lehrinhalte müssen Abschlusstests absolviert werden. Der erfolgreiche Abschluss ist eine Voraussetzung für die anschließende Kursteilnahme. Am Kurstag erwarten die Teilnehmer dann Keynote-Lectures zu Fragen der OP-Indikation, der Wahl der geeigneten operativen Strategie und zur OP-Technik, begleitetet von interaktiven Falldiskussionen. Die Mitglieder der Weiterbildungskommission unter Leitung von Michael Putzier haben sehr viel Arbeit in die Ausarbeitung der E-Learning Inhalte investiert. Leider konnte das Konzept aufgrund der Covid-19 Pandemie im letzten Jahr noch nicht vollständig umgesetzt werden. Die Veranstaltung der Kurse obliegt der Akademie der DWG. Der Geschäftsführer der Akademie Michael Rauschmann hatte im letzten Jahr die schwierige Aufgabe, über die Absagen der Basiskurse zu entscheiden. Dabei hatte er stets neben den Anliegen der Kursteilnehmer und Referenten, auch die finanziellen Interessen der Akademie zu berücksichtigen. Frühe Absagen hätten zur Frustration bei den Teilnehmern geführt, während zu späte Absagen hohen Stornokosten nach sich gezogen hätten. Michael Rauschmann hat diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Ich möchte ihm und Beate Scheler, als Bereichsleiterin der Akademie, im Namen aller Mitglieder dafür ganz besonders danken.

Eine Kommission, die eher etwas im Verborgenen arbeitet, ist die Leitlinienkommission unter der Leitung von Tobias Schulte. Unter Federführung der DWG und der Sektion Wirbelsäule der DGOU wurde im letzten Jahr eine wichtige S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Spondylodiszitis“ fertiggestellt und auf der AMWF-Homepage veröffentlicht. Die DWG war des Weiteren an der S2k-Leitlinie „Konservative, rehabilitative und operative Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik“ beteiligt. Diese ist ebenfalls fertiggestellt und auf der AWMF-Homepage veröffentlicht.

Die Zentrumszertifizierung der DWG hat auch im vergangenen Jahr eine große Nachfrage erfahren. Stand 09/2020 sind 79 Kliniken erfolgreich zertifiziert worden. Dabei handelt es sich um 30 Wirbelsäulenzentren der Maximalversorgung, 35 Wirbelsäulenspezialzentren und 14 Wirbelsäuleneinrichtungen. Christian Knop, der die Zentrumszertifizierung so erfolgreich aufgebaut hat, konnte im Dezember 2019 den Staffelstab an Sven Eicker und René Schmidt übergeben. Ich bin sicher, dass die beiden diese Erfolgsgeschichte für die DWG zusammen mit der Kommission Qualitätssicherung weiter fortschreiben werden. Die Jahresberichte der Kommission finden Sie auf unserer Homepage. Ich möchte an dieser Stelle allen Mitgliedern der Kommissionen und auch unserer Geschäftsstelle unter der Leitung von Beate Scheler für die geleistete Arbeit im letzten Jahr danken. Sie sind der Motor unserer Fachgesellschaft und machen die positive Entwicklung in den vergangenen Jahren erst möglich.

Wir alle sind gespannt, was uns das neue Jahr bringen wird. Die Entwicklung der Pandemie wird darüber entscheiden, wann wir wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren können. Persönlich freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Präsidenten Ulf Liljenqvist und den Kollegen im Vorstand der DWG. In diesem Sinne wünsche ich allen Mitgliedern der DWG ein erfolgreiches Jahr 2021. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße,
Ihr
PD Dr. Ralph Kothe,
Generalsekretär der DWG



Publication History

Article published online:
16 February 2021

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