Zusammenfassung
Hintergrund Videosprechstunden können bei Social Distancing in der COVID-19-Pandemie die Patientenversorgung
unterstützen. Während zur Einholung handchirurgischer Fach- und Zweitmeinungen über
Bildbefunde eine gute Literaturlage vorliegt, fehlt diese für die Videosprechstunde.
Dies soll mit der vorliegenden Machbarkeitsstudie zur handchirurgischen Befunderhebung
per Video nachgeholt werden.
Methoden Ein strukturierter Untersuchungsbogen wurde entworfen zur Abfrage der Anamnese und
Untersuchung von Motorik, Sensibilität, Kraft sowie spezifischer Funktionstests an
der Hand. 30 Untersuchungen an jeweils beiden Händen wurden per Videosprechstunde
und nachfolgend in direktem Kontakt durchgeführt und miteinander verglichen.
Ergebnisse Bei 4560 Bewegungsumfängen an der Hand zeigte sich eine hohe Korrelation zwischen
den Messmethoden von R = 0,995 (p < 0,0001, Konfidenzintervall 0,9946 – 0,9954). Dabei
zeigten bei der videobasierten Untersuchung 84,6% der Messwerte eine Abweichung von
weniger als 5° im Vergleich mit der direkten Untersuchung, 92,8% weniger als 10° Abweichung.
Eine gute Übereinstimmung zeigte sich auch bei der Anamnese. Die orientierende Untersuchung
von Sensibilität, Funktion und Kraft ist mit einfachen Hilfsmitteln gut möglich in
der Videosprechstunde. Defizite zeigen sich bei der Erkennung von Narben, bei differenzierten
Funktionstests sowie durch das Fehlen haptischer Befunde.
Schlussfolgerung Die Untersuchung der Hand in der Videosprechstunde erlaubt eine sehr gute Untersuchung
des Bewegungsumfanges an den Gelenken der Hand, die Aufnahme der Beschwerden und eine
Eingrenzung der Befunde. Sie kann die traditionelle Fachsprechstunde mit direktem
Kontakt nicht vollständig ersetzen, stellt jedoch eine sinnvolle Ergänzung dar und
besitzt eine Berechtigung über die aktuelle COVID-19-Pandemie hinaus.
Schlüsselwörter
Telemedizin - Videosprechstunde - Hand - Untersuchung - COVID-19