Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel Frühzeitige Gespräche über das Lebensende können zu einer personenzentrierten Versorgung
am Lebensende beitragen. Allerdings finden derartige Gespräche oft nicht oder zu spät
statt. Im Rahmen einer qualitativen Pilotforschung soll ein Einblick in die Voraussetzungen
für eine Gesprächsinitiierung, Schwierigkeiten und Nutzen aus Sicht gesunder Erwachsener
ermöglicht werden. Die Ergebnisse können in der psychosomatischen Grundversorgung
Berücksichtigung finden, sodass die Kommunikation über das Lebensende bei erkrankten,
sowie gesunden älteren Personen frühzeitig initiiert und gefördert werden kann.
Methoden Die Interviews entstammen einer experimentellen Untersuchung zum Umgang mit Gesprächen
über das Lebensende bei gesunden Probanden des höheren Erwachsenenalters, die über
Aushänge rekrutiert wurden. Sechs Transkripte von 2 männlichen und 4 weiblichen Teilnehmerinnen
(65–78 Jahre) wurden mithilfe der Thematischen Analyse nach Braun & Clarke ausgewertet.
Ergebnisse Voraussetzungen für eine Gesprächsinitiierung ließen sich in Überzeugungen und Einstellungen,
intrinsische Motivation, Erfahrung, familiäre Kommunikation und praktische Umsetzung
einteilen. Schwierigkeiten zeigten sich in den Bereichen kognitive Barrieren, praktische
Umsetzung, emotionale Barrieren, Beziehungsebene, und Umgebungsbedingungen. Die Befragten
sahen den Nutzen auf der Beziehungsebene, in den Bereichen Organisatorisches und Wertvorstellungen,
sowie den kognitiven und emotionalen Nutzen.
Diskussion Die Ergebnisse knüpfen an die bisherige Forschung insofern an, dass es aus Sicht
älterer Gesunder einen zu späten Zeitpunkt für familiäre Gespräche über das Lebensende
gibt. Es wird deutlich, dass bestimmte Barrieren frühzeitige Kommunikation verhindern
können. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern Anstöße für weitere Forschung und können
zur Entwicklung von Interventionen zur Erhöhung der Bereitschaft, rechtzeitig das
Thema Lebensendeplanung anzusprechen, verwendet werden.
Schlussfolgerung Frühzeitige Gespräche über das Lebensende sollten im Sinne der präventiven Gesundheitsvorsorge
niedrigschwellig angeboten werden. Behandelnde in der psychosomatischen Grundversorgung
können Gesprächsbedarf erkennen, Informationen vermitteln, Barrieren abbauen und strukturierte
Gesprächsbegleitung anbieten.
Abstract
Objective Early conversations about the end of life can contribute to patient-centered care
at the end of life. Too often, however, these conversations do not take place or if
they do, they are too late. The aim of this qualitative research was to identify the
prerequisites, difficulties and usefulness of such conversations from the point of
view of healthy older adults. The findings might be of use in primary health care
to provide early and open end-of-life discussions.
Methods The interviews stem from an experimental study concerning the readiness of end-of-life
conversations with healthy adults. Six transcripts (2 male and 4 female participants,
65–78 years) were evaluated by using the thematic analysis by Braun and Clarke.
Results Conditions for the initiation of conversations were thematically separated into beliefs
and attitudes, intrinsic motivation, experience, family communication and practical
realization. Difficulties were found in the areas of cognitive barriers, practical
realization, emotional barriers, relational factors and environmental conditions.
Participants saw the usefulness of such conversations in the areas of relationship
quality, organizational profit, values, as well as cognitive and emotional areas.
Discussion The results are in agreement with past research. From the perspective of older healthy
people, family conversations about the end of life can be “too late”. However, it
also appears that there are specific barriers to early discussions. The findings on
helpful conditions and barriers can be used for the development of interventions to
increase readiness for such discussions.
Conclusion Early conversations about the end of life should be offered in the sense of preventive
care in a low-threshold way. Providers of primary health care can identify a “need
to talk”, reduce communication barriers and encourage confrontation with one’s own
mortality. Adequate information should be provided if necessary, and a structured
communication approach should be employed.
Schlüsselwörter Lebensende - Palliative Versorgung - Kommunikation - Vorausplanung - Perspektive gesunder
Erwachsener
Key words End-of-Life - Palliative Care - Communication - Advance Care Planning - Perspective
of healthy adults