Zusammenfassung
Hintergrund Das Refeeding-Syndrom (RFS) ist eine Stoffwechselreaktion verursacht durch eine inadäquate
Wiederernährung nach einer Hungerphase. Das RFS ist gekennzeichnet durch eine Serumelektrolyt-
und Flüssigkeitsverschiebung, welche schwerwiegende Folgen wie Herzrhythmusstörungen
verursachen können und gelegentlich zum Tod führen. Zur Prävention sind eine frühzeitige
Risikoerkennung sowie ein angepasstes Ernährungsmanagement notwendig. Verschiedene
Studien weisen auf ein unzureichendes Wissen der Ärzteschaft hin. Für die Schweiz
existieren zum heutigen Zeitpunkt keine Daten. Mit dieser Studie wurde der Wissensstand
der Humanmedizinstudierenden der Deutschschweiz im letzten Semester zum RFS untersucht.
Material und Methodik Das Wissen wurde mittels Onlinefragebogen erfasst. Dieser enthielt 15 Multiple-Choice-Fragen.
Die maximal mögliche Gesamtpunktzahl betrug 20 Punkte. Die Ergebnisse wurden gemäß
Schweizer Notenberechnung beurteilt (beste Note 6, schlechteste Note 1). 60 % der
Punkte mussten erreicht werden, um ein genügendes Ergebnis (Note 4) zu erreichen.
Ergebnisse 79 von 540 Studierenden beantworteten den Fragebogen, was einer Rücklaufquote von
14,6 % entspricht. Die Studierenden erreichten durchschnittlich 9,9 Punkte (50 % der
Gesamtpunktzahl). Das Resultat von 53 % der Studierenden war ungenügend. Neun von
79 Studierenden (11,4 %) war das RFS unbekannt.
Schlussfolgerung Das Wissen der Schweizer Humanmedizinstudierenden zum RFS ist nicht zufriedenstellend
und sollte unbedingt optimiert werden. In stationären Einrichtungen ist ein flächendeckendes
Ernährungsscreening mit einem validierten Instrument empfohlen. Risikopatienten für
eine Mangelernährung sollten an eine Ernährungsberatung (ERB) überwiesen werden. Die
ERB erkennt im Ernährungsassessment das Risiko für ein RFS und kann in Zusammenarbeit
mit der behandelnden Ärzteschaft den Ernährungsaufbau planen. Eine gute multiprofessionelle
Zusammenarbeit ist unerlässlich, um Komplikationen zu verhindern.
Abstract
Background Refeeding syndrome (RFS) is a metabolic reaction caused by inadequate refeeding after
starvation. It is associated with electrolyte and fluid shifts. Severe consequences
such as cardiac arrhythmia and death are possible. Prevention entails risk detection
and adequate nutritional management. Several studies point to inadequate knowledge
of physicians. No data is available for Switzerland. This trial aimed to investigate
the knowledge on RFS of medical students in their last semester in German speaking
Switzerland.
Material and Methods The knowledge of medical students was tested using an online questionnaire including
15 multiple-choice questions. The maximum total score was 20 points. Results were
evaluated using standard Swiss educational grading system (best grade 6, worst grade
1). A minimum of 60 % total score was needed for a satisfactory result (grade 4).
Results Ninety-seven of 540 students answered the questionnaire, which corresponds to a response
rate of 14.6 %. The students achieved an average score of 9.9 points (50 % of the
total score). 53 % of the students showed insufficient knowledge. The RFS was unknown
to nine of 79 students (11.4 %).
Conclusion The knowledge of Swiss medical students on RFS is unsatisfactory and should be optimized.
In clinical practice, a nutritional screening with a validated tool is recommended
in all inpatients. Patients at risk for malnutrition should be referred to a dietitian
for nutritional assessment. The dietitian recognizes the risk of RFS and may subsequently
plan nutritional management in collaboration with the treating physicists. A well-functioning
multiprofessional collaboration is essential to prevent complications.
Schlüsselwörter
Refeeding-Syndrom - Ärzteschaft - Mangelernährung - Wissen - Ausbildung
Keywords
refeeding syndrome - physician - malnutrition - knowledge - education