Zusammenfassung
Auch während Pandemien müssen die Blutspendedienste kontinuierlich BlutspenderInnen
rekrutieren, um die Versorgung mit Blutprodukten zu gewährleisten. Während im Anschluss
an andere Katastrophen wie Erdbeben oder Terroranschlägen die Spendebereitschaft meist
sprunghaft ansteigt, zeigte sich in der Vergangenheit bei beginnenden Pandemien zunächst
ein Rückgang des Spendenaufkommens. Viele SpenderInnen fürchten eine Infektion oder
eine Schwächung ihres Immunsystems und bleiben zu Hause. Auch fällt es den Blutspendediensten
zunächst schwer, die gewohnte Anzahl an mobilen Spendeterminen zu organisieren, wodurch
das Spendenaufkommen zurückgeht. In der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie betrug dieser
Rückgang in vielen Ländern mehr als 10%. SpenderInnen, die auch während einer Pandemie
spenden, sind in der Regel erfahrener und besitzen bereits eine ausgebildete Spenderidentiät.
Viele dieser SpenderInnen berichten, dass sie gezielt einen Beitrag zur Überwindung
der Krise leisten
möchten. Auch während einer Pandemie ist demnach eine hohe Solidarität unter
BlutspenderInnen zu finden. Potenzielle ErstspenderInnen lassen sich durch die unsicheren
Rahmenbedingungen dagegen von einer Spende eher abhalten und es bedarf gezielter Rekrutierungsstrategien
unter Einsatz von Social-Media-Kanälen, um neue SpenderInnen zu gewinnen. Erste Befunde
unter deutschen BlutspenderInnen lassen hierbei eine hohe Rückkehrintention der ErstspenderInnen
erwarten. Um die Blutversorgung auch während einer Pandemie aufrechterhalten zu können,
sollten die Blutspendedienste neben der Rekrutierung von ErstspenderInnen versuchen,
schnell die Anzahl ihrer Spendetermine zu erhöhen. Die Ansprache bestehender SpenderInnen
sollte vor allem die Verunsicherung reduzieren und das Vertrauen in die Blutspendedienste
stärken. Je größer das Vertrauen in die Spendeeinrichtung ausfällt, desto geringer
ist die Risikowahrnehmung der SpenderInnen. Auch sollten alternative Kontaktwege etwa
über
Messengerdienste getestet werden, da diese eine schnelle Ansprache erlauben.
Abstract
During pandemics, the blood services must continuously recruit blood donors to maintain
the supply of blood products. While the willingness to donate usually rises after
other catastrophes such as earthquakes or terrorist attacks, a decline in the number
of donors has been observed at the beginning of previous pandemics. Many donors fear
infection or a weakening of their immune system and stay at home. Blood services find
it difficult to organise the usual number of mobile donation appointments, which leads
to a decline in donations. In the current SARS-CoV-2 pandemic, blood donations declined
by more than 10% in many countries. Donors who continue to donate during a pandemic
tend to be more experienced and already have an established donor identity. Many of
these donors report that they want to contribute to overcoming the crisis. Thus, even
during a pandemic, there is a high level of solidarity among blood donors. However,
potential first-time donors are more likely to
be deterred from donating by the uncertain conditions. Targeted recruitment strategies
using social media channels are therefore needed to attract new donors. Initial findings
among German blood donors suggest that current first-time donors have a high intention
to return. To maintain the blood supply during a pandemic, the blood services should
try to recruit first-time donors and quickly increase the number of their mobile donation
appointments. Recruitment campaigns for experienced donors should reduce uncertainty
and strengthen confidence in blood services. The greater the trust in the blood services,
the lower the donorsʼ perception of risk. Alternative contact channels, such as messenger
services, should also be tested.
Schlüsselwörter Blutspende - Motivation - Pandemien - Versorgungsforschung
Key words blood donation - donor motivation - pandemic - health services research